Grundeinkommen – Fond

Blöde Idee:

Die Politik kommt bezüglich bedingungslosem Grundeinkommen ja sowieso nicht in die Pötte. Warum nicht einfach einen Verein gründen. Gemeinnützig. Da gibt es dann Gönner und Bezüger. Gönner dürfen einen Betrag, den sie sich selbst aussuchen, in einen Fond einzahlen. Das dürfen sie dann als Spende von der Steuer absetzen. Der Fond ist nicht gewinnbringend oder irgendwie verzinslich angelegt, sondern schlicht ein Topf in dem Geld gesammelt wird. Ein Jahr lang wird also gesammelt, wer rein tun will darf rein tun, und wie viel man will.

Während des Sammeljahres dürfen sich die Bezüger melden. Bezüger bekommen jährlich den Betrag vom Vorjahres-Sammeljahr geteilt durch Anzahl Bezüger im Auszahlungsjahr ausgezahlt. Bedingungslos, wer meint er brauch das, darf sich anmelden. Man muss sich aber jedes Jahr neu anmelden, sonst verfällt der Anspruch.

Es steht natürlich frei, sowohl zu geben, als auch zu nehmen. So bekommt man ggf. sogar mehr zurück, als man gegeben hat. Oder eben weniger.

Kann das funktionieren? Da der Betrag ja geringer wird, je mehr Bezüger sich anmelden, hat man ja automatisch eine „Free-Rider-Bremse“ (für Leute, die das Geld eigentlich nicht brauchen, aber trotzdem einsacken wollen), oder?

Und da der Verein keinen Gewinn macht, sollte das auch steuerlich kein Thema sein? Kann das mal jemand machen?

Update 11:35 Uhr: Gopf, sowas gibt’s schon! https://www.mein-grundeinkommen.de/start

Little Brother wird wahr

Schon 2008 schrieb Cory Doctorow den distopischen Roman „Little Brother„, damals wohl noch im Nachhall der Terroranschläge auf das World Trade Center von 2001.

Nun wird die Geschichte tatsächlich wahr. Nur nicht im fernen San Francisco, sondern mitten im alten Europa, in Paris nimmt das ganze seinen Lauf.

Mit den Anschlägen auf die Redaktion von Charlie Hebdo und die vorraussichtlich IS-geprägten Bomben vom letzten Wochenende ruft Hollande den Ausnahmezustand und den Krieg gegen den Terror aus. Schon werden – nicht nur in Frankreich – Freiheitsrechte eingeschränkt, Überwachung verstärkt, ein Polizeistaat installiert und zementiert.

Aber trifft es da die richtigen? Sind nicht die (noch lebenden) Verantwortlichen schon lange ausser Landes? Konnten bereits installierte Grenzkontrollen und Vorratsdatenspeicherung (ja, das gab’s in Frankreich auch schon) nebst Videoüberwachungen die Anschläge verhindern?

Nein. Konnten sie nicht. Und auch noch mehr Kontrolle, noch mehr Einschränkungen der persönlichen Freiheit werden das nicht verbessern. Es funktioniert einfach nicht: „Kontrolle gibt Sicherheit“ ist eine angstgetriebene Illusion. Auch Doctorow’s Roman zeigt anschaulich, dass es immer Schlupflöcher geben wird.

Treffen wird es zu 99% „unschuldige“, die durch die Massnahmen ihr Leben einschränken müssen. Von ungerechtfertigten Drangsalierungen von „falsch ins Raster geratenen“ mal ganz abgesehen.

Dazu nur ein kleines Rechenbeispiel: angenommen von 10 000 Einwohnern, wie viele Terroristen werden darunter sein? Einer? Zwei? Lassen wir es einfach mal 10 sein. Das scheint mir schon viel zu viel, aber gut. Zehn Menschen von Zehntausend sind 0.1%. Jede – (ich muss das mal genauer Recherchieren, aber es steht auch in Doctorow’s Buch) – Überwachungstechnik und Polizeimethode hat eine „false positive“ Quote – also der Anteil von Leuten die unschuldig verhaftet werden – von ich meine um die 5%. Lassen wir es mal besser annehmen bei 1%. Das würde bedeuten, dass von unseren Zehntausend immer wieder mindestens 100 Leute unschuldig ins Kittchen müssen.

Und jetzt rechnet das mal hoch.  Die Überwachung und Rechteeinschränkung führt weder zum Ende des Terrors, noch zu unser aller Wohlbefinden. Im Gegenteil. Es wird uns allen das Leben zur Hölle machen.

Update 18.11.2015:
Man könnte meinen, Hollande hat Doctorow als Blaupause benutzt.

Mir langets – fast geschafft, Endspurt

Die Crowdfunding Initiative „Mir langets“ befasst sich mit der Inhaltsleere und Polemik im Schweizer Wahlkampf. Ziel ist, eine 20 Minuten-Titelseite zu kaufen, um dies zu Thematisieren.

Nun ist das Ziel fast erreicht, 3 Tage bleiben noch für rund 5000 Franken. Finde das erstaunlich und ermutigend, bekommt man doch sonst nur grosse Gesichter auf weissen Plakaten zu sehen. Hoffentlich packt’s der Donat!

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UPDATE 9.10.2015: Er hat’s tatsächlich geschafft!

Deppenfilter bei Wahlen?

Ein Arbeitskollege äusserte beim Mittagessen einen Vorschlag, der wohl so nie umgesetzt wird, aber vielleicht doch mal zum Nachdenken anregen könnte:

Warum schaltet man nicht bei Wahlen und Abstimmungen eine Art Filter davor, um die Kompetenz des Wahlvolkes auf Beurteilung der Politischen Gesamtsituation zu überprüfen? Dieser „Deppenfilter“ sähe dann beispielsweise so aus, dass bevor man den Stimmzettel erhält, fünf einfache Fragen zur Struktur der Demokratie gestellt bekommt und in kurzer Zeit beantworten muss. Werden von diesen Fragen drei oder mehr von fünf richtig beantwortet, ist der nachfolgende Stimmzettel gültig, wenn weniger, dann ungültig. Fragen könnten beispielsweise lauten „Wieviel Kantone/Bundesländer hat das Land?“, „Welche Aufgabe hat der Ständerat?“, „Wer unterzeichnet die Gesetze?“ oder auch für Deutschland: „Wie lautet Artikel 1 des Grundgesetzes?“. Also fragen, bei deren Beantwortung klar wird, ob der Beantwortende ein gewissen Grundverständnis vom Staat, Demokratie und Menschenrechten hat. Und natürlich jedes mal andere Fragen. Und natürlich sagt man der Person nicht, ob die Fragen richtig waren, oder nicht.

Würde mich ja nicht wundern, wenn dann im Blick/in der Bild plötzlich eine Rubrik „Staatsbürgerkunde“ entsteht, weil ja dann die eigene Hetze nicht mehr so leicht in Wahlergebnissen umgesetzt werden kann.

Ruhig ist es geworden.

Sehr ruhig.

Es war Fussball WM. Nördlich des Rheins wurde gejubelt (südlich des Rheins nur im Stillen, das wird uns hier ja verboten nicht gegönnt). Dann stürzten Flugzeuge ab. In Gaza wird wieder mal geschossen.

Und schon redet keiner mehr darüber.

Wir werden aber immer noch überwacht. Alle. Überall. Katalogisiert. Und wenn Du eine SMS mit „Anschlag“ schreibst (obwohl Du etwas vom schnellen Tippen erzählen wolltest), kannst du vielleicht demnächst nicht mehr in die USA reisen.

Vielleicht sind wir alle aber auch nur müde – Empörungsmüde. Haben Empörungsmuskelkater. Abnutzungserscheinungen. Also lassen wir uns weiterhin abhören. Und akzeptieren, dass Lobbies uns weiter Rechte beschneiden.

Aber das ist so schön ruhig. So schön.

Wenn ich mit dem Selbstverständnis von Musik-, Film- und Wortindustrie agieren würde…

… dann müsste ich jetzt auf das Internet schimpfen.

Denn schliesslich kann es ja nicht sein, dass ich nicht von diesem Blog leben, und meine Miete zahlen kann.

Ihr kommt hier einfach so vorbei, und erdreistet euch, meine Blogbeiträge auch noch zu LESEN! Oder gar die Musikbeiträge ANZUHÖREN! Manche dürft ihr sogar HERUNTERLADEN!

Sogar Videos!

Und ihr zahlt keinen Penny dafür! Schweinebande! Also ab sofort muss Google mir aber sowas von zahlen, wenn ein Suchergebnis von blogofon.ch angezeigt wird! Und Videos und Musik sind ab jetzt nicht mehr in Deinem Land verfügbar! Ha!

Dann … ja DANN kann ich bestimmt davon leben! Weil das ist ja mein verbrieftes Recht! (wo war das noch mal gleich verbrieft?)

#schnappatmung #umkipp

Geistiges Eigentum

Habe gerade die Lektüre von Cory Doctorow’s Buch „Pirate Cinema“ hinter mir (man kann das dort übrigens gratis als eBook herunterladen), und muss wieder über Urheberrecht und Geistiges Eigentum nachdenken.

Der Begriff des „Eigentums“ an sich ist ja schon sehr alt. Eigentlich seit es Zivilisation gibt (und vor allem Währungen) gibt es ein „meins“ und „deins“. Hingegen ist das „geistige Eigentum“, also den Anspruch auf alleinige Nutzung einer Idee oder eines „Werkes“, relativ jung. So kamen die ersten verbrieften Schutzrechte erst im Spätmittelalter zutage. Eine vertragliche Einigung auf eine standardisierte Handhabung gar erst Ende des 19. Jahrhunderts. 

Etwa zur gleichen Zeit wurde auch das Patentwesen etabliert, wenn auch etwas früher, und etwas verbreiteter.

Aber was ist eigentlich „geistiges Eigentum“? Ist es nicht letztlich nur ein „Claim“ auf eine Idee? Tadaa, ich habe diese Idee, und die gehört nur mir?

Offensichtlich war und ist es aber immer wieder so, dass an verschiedenen Orten zu verschiedenen oder gar zu gleichen Zeiten völlig verschiedene und voneinander überhaupt nichts wissende Menschen die gleichen Ideen haben. Mit der wachsenden Weltbevölkerung wird das rein statistisch gesehen schon immer öfter vorkommen müssen. Und die Patentverzeichnisse, Musik- und Filmkataloge, Archive sind nicht für jeden in voller gänze zu jeder Zeit zugreifbar, um nachschauen zu können „oh, schon weg, schade“. Klar, das Internet erleichtert die Suche, doch auch dort (man mag es kaum glauben) findet man nicht alles. Und gleich. Und korrekt.

Wenn es aber nun so ist, dass eine Idee gar nicht auf eine einzelne Person zurück geht – oder gehen kann, denn die Realtität beweist das ja immer wieder – darf dann eine Person (oder heutzutage eher deren Rechteverwertungsgesellschaft) überhaupt einen Anspruch darauf erheben?

Darf das finden einer Idee als Rechtsgrundlage zum Geldverdienen überhaupt herhalten?

Oder blockiert dies nur den Kreativitätsprozess einer ganzen Gesellschaft? Denn schliesslich werden Ideen oft ja nur auf Basis anderer Ideen gefunden. Und so noch cleverere Lösungen gefunden, die vielleicht viel besser sind, als die bisher verfügbaren. Verbauen wir uns hier nicht komplett die Zukunft, wenn Heerscharen von Anwälten uns bettelarm und in den Knast klagen, nur weil wir ein Urlaubsvideo mit einem Top10 Hit unterlegt in’s Netz stellen?

Ist es wirklich so vermessen, den Schutz der kommerziellen allein-Verwertung von Ideen komplett anzuzweifeln?

Vermutlich kommen jetzt die Leute, die die „wir werden alle sterben!!1elf!“-Keule rausholen, und sagen, wenn einfach so kopiert wird, dann gehen ganze Industriezweige pleite. Können Musiker nicht mehr ihre Miete zahlen.

Ich denke dann immer – und ein Autor wie Cory Doctorow zeigt das eindrucksvoll – selbst wenn man alles kostenlos im Netz herunterladen kann, bleibt dort immer noch genug Geld für die „Schaffer geistigen Eigentums“ übrig. Klar, man kann dann halt nicht mehr mit jeder Scheisse stinkreich werden.

Aber ist das nicht auch gut so?

 

Ich werde nicht mehr Wählen gehen

Sowieso ist mein Wahlrecht, seit ich im Ausland wohne, sehr stark eingeschränkt. Ich darf als nur noch bei Wahlen für den Deutschen Bundestag, und bei Europawahlen wählen.

FDP und CDU konnte ich noch nie wählen. Rein vom Programm und der Mauschelpolitik her. SPD macht denen seit den letzten Jahrzehnten ja eh alles nach. Fällt auch weg. Grüne habe ich ein paarmal gewählt. Aber nachdem sie in BaWü wie die CDU regieren, und solche Videos ins Netz stellen… Seltsame Einstellungen zum sexuellen Umgang mit Kindern dazu – nein Danke. Rechtsradikal und AfD brauche ich mich nicht dazu äussern. Linke? Die sind einfach immer mal dagegen, und stehen für das Gegenteil. Was auch immer das gerade ist. Das ist denen auch ziemlich egal. Und mehr Geld ausgeben als sie haben, ohne Konzepte, wie das alles bezahlt werden soll.

Fazit Nr. 1: Die „etablierten“ fallen weg.

Piraten? Ja, habe ich auch mal gewählt. Als das noch „hip“ war. Aber jetzt? Man könnte fast meinen, sie haben das Motto DER PARTEI übernommen und als Maxime verinnerlicht: „Inhalte Überwinden“ ; die Restbestände an Politikpiraten filetieren sich nur noch selbst. Fällt also weg.

Tierschutzpartei? Frauen? Rentner? ÖDP (ja, selbst die hatte ich mal gewählt…) Familienpartei?

Schaut man sich da mal Wahlprogramme an, schlägt man zum Teil die Hände über den Kopf zusammen. Ausserdem: was bewirkt man schon, wenn man eine 0.x % Partei wählt?

Fazit Nr. 2: da ist nichts, was ich wählen KANN. Ich mag diesem gesammten Pack meine Stimme nicht geben. Da ist niemand, der oder dem ich da irgendwas zutrauen würde.

Fazit Nr. 3: Was kann ich tun? Auch ungültig Wählen / enthalten bringt überhaupt gar nichts. Ich kann nur noch nichts tun.

Also nicht mehr Wählen gehen. Bis da vielleicht mal irgendetwas oder -jemand auftaucht, wo es etwas in meinem Sinne und aus meiner Sicht bewirken kann.

 

Da hat einer mal verstanden.

Ich schrieb hier auch schon einmal über Patente, und meine Meinung dazu.

Ich selber habe das in einem eigenen Startup erlebt: alle um dich herum reden dir ein „du brauchst Patente“ – warum? Wenn man mal nachbohrt, dann eigentlich überhaupt nicht mehr, um die eigenen Kreationen zu schützen, sondern einfach nur, um „Munition“ zu haben, wenn es darum geht, Deals mit Geldgebern oder Partnerfirmen auszuhandeln. Mit der Konsequenz, dass man als kleine Firma viel Geld ausgibt, um erst einmal die Patente zu bekommen. Dann wiederum viel Geld ausgibt, um Patente ggf. zu verteidigen. Und meist sind gar keine Patente mehr möglich für das Kerngeschäft, weil eh schon fast alles patentiert ist.

Sinnlos. Ausser für Anwälte, und die Firmen, die das Geld haben, sie zu bezahlen. Und es bremst. Alle.

Elon Musk, Gründer von Tesla Motors, hat das verstanden. Und vollzieht einen mutigen Schritt, indem er alle Tesla-Patente zur freien Nutzung freigibt. Vielleicht folgen ihm ja andere. Denn mittlerweile ist das komplette Patentwesen nur noch ein Irrwitz.