Ausserirdisch

Jetzt wo ich meinen halben Marathon am Greifensee mit ach und krach geschafft habe, kommt einem diese Leistung wahrlich ausserirdisch vor.

Da läuft ein Mann 42,195 Kilometer in 2 Stunden, 3 Minuten und 23 Sekunden. Weltrekord also. Das ist eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20.52km/h. Oder anders ausgedrückt: der läuft die 100m in 17.5 Sekunden. Und das mal eben fast 422 mal nacheinander.

Ich habe Mühe, 100 Meter in 17.5 Sekunden zu laufen. Vielleicht bekomme ich das gerade noch so hin. Wenn ich mir vorstelle, 2 Stunden lang zu SPRINTEN?!? Wahnsinn. Einfach Wahnsinn.

Wilson Kipsang

Und die Piraten?

Wahl in Deutschland. Merkel räumt ab, FDP dankt ab, SPD und Grüne bauen ab, Linke warten ab und AfD kommt knapp vom Ziel ab (zum Glück).

Und die Piraten? Die kacken ab.

Unvorstellbar eigentlich. Wo doch die Steilvorlage von Snowden geliefert wurde. Bald täglich neue Enthüllungen, welche die Politik von Merkel & Co in Frage stellt. Und auch sonst hätte es genug gute Gründe gehabt, Piraten zu wählen. Aber es tut kaum jemand.

Liegt das nur daran, dass den Leuten das Thema so egal ist? Nein, glaube ich nicht. Die Piratenpartei hat sich einfach viel zu lange, viel zu intensiv mit sich selber beschäftigt. Klar, guten Aktivismus haben sie auf die Strasse gebracht. Haben mit Leuten geredet. Aber wie auch die Süddeutsche schreibt, reicht Aktivismus nicht aus.

Ich habe das Gefühl, dass der Grundfehler der Piratenpartei in Deutschland (in der Schweiz sind sie ja quasi inexistent…) darin liegt, das System ändern zu wollen (mehr Basisdemokratie) indem man bereits mit einem geänderten (aber noch nicht ausgereiftem) System an den Start geht. Sie verhaspeln sich permanent in Killefiz-Debatten, sägen permanent Kandidaten ab, und wollen einfach nicht mit dem „System Politik“ mitspielen. Das verstehe ich auch. Mir gefällt das System so auch nicht. Jetzt hat sich Sonntag aber mit der Faust ins Gesicht gezeigt, dass es eben nur funktioniert an die Schalter des Systems zu kommen, wenn man mit dem System spielt, und nicht dagegen.

So geschehen bei der CDU (die meisten haben sie laut Umfragen nur wegen Merkel gewählt) und der AfD (reine Polemik, keine Inhalte). Weder das eine, noch das andere wollen die Piraten – und werden drum nicht gewählt. Offenbar funktioniert der „Durchschnittsbürger“ nicht so reflektiert und diskutierend mitmachend, wie man es sich seitens der Piraten wünscht. Offensichtlich braucht die Mehrheit in Deutschland „Personen mit einfachen Botschaften“ („Sie kennen mich ja“). Offenbar sind die meisten Bürger überfordert, sich mit Details und Debatten auseinander zu setzen.

Das ist schade, aber das ist so. Und da sollten die Piraten vielleicht mal darüber nachdenken.

Ist das ein Plan?

Ja, ich geb’s ja zu. Auch ich spiele ab und an Lotto. Auch wenn ich ein Naturwissenschaftliches Studium hinter mir habe, und darum genug Statistik-Wissen vermittelt bekam, um zu wissen, dass man mehr von dem Geld hat, wenn man es einfach nur unter’s Kopfkissen legt, statt der staatlichen Lotterie zu übereigenen.

Trotzdem mag man gerne Träumen. Was, wenn ich doch gewinne? Was stelle ich mit dem Geld an? Anschaffungen, Reisen, den Job kündigen und eine eigene Firma gründen? Oder sogar die Firma, in der man gerade arbeitet KAUFEN und dann alles „besser“ machen?

Träume sind schön, in Träumen funktioniert so viel. Aber: ist das ein Plan? Habe ich mit Träumen irgendetwas an meiner Lebenssituation verbessert? Ist der Traum „auserwählt“ zu werden, also den Jackpot zu knacken nicht eigentlich sogar ein Ausdruck von Ziellosigkeit? Ja, Leute gewinnen im Lotto. Jede Woche sogar. Mal davon abgesehen, dass es noch lange nicht heisst, dass man mit dem vielen gewonnenen Geld dann auch glücklicher ist: ist es nicht besser, selber an seinem Glück zu arbeiten, als darauf zu vertrauen, dass man auserwählt wird? Besser als darauf warten, dass der Prinz in seiner Kutsche vorbeifährt, und einen in sein Königreich mitnimmt?

Wie vielen von Euch ist das schon erfolgreich geglückt?

Oder wäre ein viel besserer Plan vielleicht, dass man das, was man JETZT tut, einfach immer ein wenig besser macht? Die extra-Meile geht, weil man selber daran Spass hat? Leuten damit etwas zu geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten – einfach nur, weil es einen selber erfreut? Möglicherweise kommen dann keine Prinzen angefahren, aber doch andere Leute, die das gut finden, und dich dadurch fördern können.

Da, wo Du JETZT bist KANNST Du etwas tun. Wenn du wartest, im Lotto zu gewinnen, wartest (und verfaulst) Du nur. Ersteres klingt für mich nach einem besseren Plan.

Dead on arrival

Ja, auch ich tappe immer wieder rein. Das ist ja alles sooooo viel günstiger in China. Diesmal sollte es eine Tastatur sein – aus Bambusholz. Eingentlich sehr schön. Hätte das auch hier in der Schweiz bestellt, nur gab es das hier nicht.

Also bei dx.com bestellt, und da weiss man ja, es dauert immer ewig. Das tat es dann auch. Dann kam irgendwann ein Brief vom Zoll, ich sollte doch bitte eine Rechnung des Versenders zuschicken, weil kein Warenwert angegeben war. Super. Tschingtsching, wieder 20 CHF extra für Bearbeitungsgebühren durch den Schornstein.

Drei Tage später kam es dann an, und zwar so:

Ohne 4, rat' ich Dir?
Ohne 4, rat‘ ich Dir?

Sehr „schade“. Bin jetzt mal gespannt, was dx.com dazu sagt. Zurückschicken werde ich das jedenfalls nicht auf meine Kosten. Und bestellen werde ich in Zukunft nicht mehr dort, bei den 2-3 Bestellungen die ich dort gemacht hatte war eigentlich jedesmal die Verpackung unzureichend gepolstert.

Billig ist halt billig ist halt billig. Ich ärgere mich eigentlich mehr über mich selber, als über den Defekt.

Was hätte Steve getan?

Ein neues iPhone. Nein, ZWEI neue iPhones. Sonst nichts. Und wir haben alles schon vorher gewusst. Vor der Keynote.

Nein, ich bin kein Apple-Nutzer der „alten Zeit“, also noch keine 10 Jahre „auf dem Buckel“. Aber ich verfolge die Tech-Welt rund um den Apfel jetzt schon lange genug, um diese schleichende, seltsame Veränderung der Firma mit dem angebissenen Obst zu realisieren.

Dies ist nicht mehr Steve’s Apple. Was für ein Apple es jetzt ist – ich habe keine Ahnung. Nur ein paar Beispiele:

– Steve hätte das iOS7 Design niemals durchgehen lassen.

Flat Design? Nein – Steve Jobs war immer ein Verfechter von Analogien zu „realen Gegenständen“. Computer – und Smartphones – sollten „anfassbar sein“. Ob man’s mag oder nicht (ich finde iOS7 nicht gerade schlecht), das hätte sicher ganz anders ausgesehen.

– Schlechtes Timing!

Nein. Steve hätte den Launch vom iPhone 5S verschoben, abgesagt, oder sogar das Telefon verändert. Die ganze (zumindest IT-)Welt redet über Sicherheit, Überwachung, NSA, Snowden. GIBT ES EINEN SCHLECHTEREN ZEITPUNKT JETZT EIN TELEFON MIT FINGERABDRUCK SENSOR VORZUSTELLEN??? Steve hätte den Sensor rausgeworfen. Sehr sicher.

– Details, Details, Details.

Die Detailversessenheit von Steve Jobs war und ist legendär. Es gibt so eine ganze Reihe Design-Unstimmigkeiten in iOS7, z.B. bezüglich unterschiedlicher Farbwahl, Farbverläufen, runde Ecken, keine Runde ecken, etc. Und dann das:

non

Eine Hülle von Apple, die „iPhone“ so überdeckt, dass nur noch „non“ dasteht?!? Oh Mann.

Nur drei Beispiele. Man könnte das mittlerweile sehr viel weiter forführen. Von „no more thing“ ganz zu schweigen. Ich finde das traurig. Apple ist einfach nur noch langweilig. Und ich glaube doch, dass das zum Grossteil am fehlenden Steve liegt.

… but I just want to code

Wenn ihr auch mal in der Softwareentwicklung gearbeitet habt, kennt ihr das vielleicht. Diesen Effekt, der sich bei fast allen irgendwann einstellt, und sich zwar unterschiedlich, aber doch irgendwie ähnlich äussert. Dieses „lass mich in Ruhe, ich will einfach nur meine Zeilen Code schreiben“.

Bloss keine Meetings machen. Design besprechen? Ach lass mich, ich muss hier noch einen Bug fixen. Teststrategien? Uhhh…. Requirements? Use Cases? Ach lass mich doch in Ruhe! I just want to code!

Leider funktioniert das nicht. Jede Firma, die sich mit Software befasst, muss sich zwangsläufig auch mit dem Drumherum beschäftigen. Die Zeilen Code alleine Verkaufen sich nicht. Und funktionieren ohne persönlichen Kontakt auch nicht mit den Zeilen Code vom Nachbarmodul. Zeilen Code müssen so geschrieben sein, dass sie andere lesen und verstehen können. Und müssen die Bedürfnisse von Kunden bedienen.

Trotzdem – ja auch ich bin öfters so – gibt es dieses Traumbild vom Hacker, der in einsamer Kammer vor sich hin programmiert (und gemeint ist hier wirklich nur Zeilen in Java, C, C++, Python, Perl, PHP nieder zu schreiben) und so „Glückseligkeit“ erlangt. Warum ist das so? Ist das vielleicht eine Flucht vor der Realität, vor sozialen Kontakten? Ich weiss es ehrlich gesagt nicht.

Ich weiss nur, dass Softwareentwicklung so nicht funktioniert. Selbst wenn man alleine Apps entwickelt und verkauft – da gehört sehr viel mehr „Beiwerk“ dazu. Ja auch Buchahltung und Steuer. Kundensupport. Marketing. Sind wir ehrlich – das reine Kodieren nimmt maximal 25-50% der Zeit in Anspruch. Sollte das bei euch eher bei 90% liegen, solltet ihr euch ernsthaft Gedanken um euren Job machen.