Zielgerade

Nicht nur das Jahr 2015 neigt sich dem Ende zu – auch ein ambitioniertes Ziel rückt näher. Am 1.1.2015 setzte ich mir das Ziel, dieses Jahr 800km zu Joggen. Das erreichte ich bereits im September, daher musste eine höhere Messlatte her. Die 1000 sollten es also sein.

Nun ist es bald soweit. Ich habe noch mehr als einen Monat Zeit, und die Kilometer-Uhr zeigt noch verbleibende 48.3km. Jede Woche noch 10km – machbar!

Auch wenn es für mich persönlich aus anderen Gründen ein sehr ereignisreiches Ende des Jahres ist, möchte ich das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Es ist wichtig, dass man sich gesetzte Ziele auch „liefert“. Sonst wächst nur die Unzufriedenheit.

Auf jeden Fall gibt es bei Zielerreichung noch ein kleines „Schmankerl“, also schaut Ende Jahr / Anfang Januar noch mal vorbei. ???

Little Brother wird wahr

Schon 2008 schrieb Cory Doctorow den distopischen Roman „Little Brother„, damals wohl noch im Nachhall der Terroranschläge auf das World Trade Center von 2001.

Nun wird die Geschichte tatsächlich wahr. Nur nicht im fernen San Francisco, sondern mitten im alten Europa, in Paris nimmt das ganze seinen Lauf.

Mit den Anschlägen auf die Redaktion von Charlie Hebdo und die vorraussichtlich IS-geprägten Bomben vom letzten Wochenende ruft Hollande den Ausnahmezustand und den Krieg gegen den Terror aus. Schon werden – nicht nur in Frankreich – Freiheitsrechte eingeschränkt, Überwachung verstärkt, ein Polizeistaat installiert und zementiert.

Aber trifft es da die richtigen? Sind nicht die (noch lebenden) Verantwortlichen schon lange ausser Landes? Konnten bereits installierte Grenzkontrollen und Vorratsdatenspeicherung (ja, das gab’s in Frankreich auch schon) nebst Videoüberwachungen die Anschläge verhindern?

Nein. Konnten sie nicht. Und auch noch mehr Kontrolle, noch mehr Einschränkungen der persönlichen Freiheit werden das nicht verbessern. Es funktioniert einfach nicht: „Kontrolle gibt Sicherheit“ ist eine angstgetriebene Illusion. Auch Doctorow’s Roman zeigt anschaulich, dass es immer Schlupflöcher geben wird.

Treffen wird es zu 99% „unschuldige“, die durch die Massnahmen ihr Leben einschränken müssen. Von ungerechtfertigten Drangsalierungen von „falsch ins Raster geratenen“ mal ganz abgesehen.

Dazu nur ein kleines Rechenbeispiel: angenommen von 10 000 Einwohnern, wie viele Terroristen werden darunter sein? Einer? Zwei? Lassen wir es einfach mal 10 sein. Das scheint mir schon viel zu viel, aber gut. Zehn Menschen von Zehntausend sind 0.1%. Jede – (ich muss das mal genauer Recherchieren, aber es steht auch in Doctorow’s Buch) – Überwachungstechnik und Polizeimethode hat eine „false positive“ Quote – also der Anteil von Leuten die unschuldig verhaftet werden – von ich meine um die 5%. Lassen wir es mal besser annehmen bei 1%. Das würde bedeuten, dass von unseren Zehntausend immer wieder mindestens 100 Leute unschuldig ins Kittchen müssen.

Und jetzt rechnet das mal hoch.  Die Überwachung und Rechteeinschränkung führt weder zum Ende des Terrors, noch zu unser aller Wohlbefinden. Im Gegenteil. Es wird uns allen das Leben zur Hölle machen.

Update 18.11.2015:
Man könnte meinen, Hollande hat Doctorow als Blaupause benutzt.

Privilegiert

Kurz vor Weihnachten bekommt unsere Tochter ein Hörgerät-Implantat. Sie hat nur ein vollständig ausgebildetes Ohr, mit dem anderen hört sie so gut wie nichts. Bislang kam sie damit den Umständen entsprechend sehr gut zurecht, sie kann in einer „normalen“ Schulklasse unterrichtet werden. Zusätzlich hat die Lehrerin ein Funkmikro um den Hals, und sie einen „Knopf im Ohr“. Trotzdem hat sie eben deutliche Nachteile, weil sie (aufgrund des Umgebungslärms) andere Kinder einfach nicht hört, weil sie nicht laut oder deutlich genug reden.

Darum ist das so wichtig, dass sie das Hörgerät bekommt. Mit dem kann sie evtl. sogar wieder „Stereo“ hören, d.h. bei Geräuschen die Richtung ausmachen, aus dem sie kommen. Und eben auch Gespräche aus dem Umgebungslärm filtern. Macht mal den Test: Ohropax in ein Ohr, und das mal den ganzen Tag. Ihr werdet merken, wie anstrengend das ist.

Im Zuge der ganzen Untersuchungen, und auch schon den Beratungen über die letzten Jahre bin ich immer dankbarer, dass wir überhaupt die Möglichkeit haben, ihr so zu helfen. Mir wird bewusst, wie privilegiert wir hier in diesem Land sind: 1. haben wir Versicherungen, die einen Grossteil der Kosten übernehmen, 2. gibt es überhaupt die Einrichtungen, Ärzte, Spitäler, die solche Eingriffe machen können und 3. find ich es Wahnsinn, wozu die Technik heutzutage in der Lage ist.

75% aller anderen Menschen auf diesem Planeten hätten keine Chance für so etwas. Ich finde das eigentlich nicht fair. Gleichzeitig bin ich dankbar, dass wir unserer Tochter die Operation ermöglichen können.

Drückt uns die Daumen, dass alles gut geht!