Das Produkt, welches keines ist.

Der Artikel vom Yves hat mich auf einen Gedanken gebracht, worauf vielleicht diese Absatzrückgänge gewisser Industriezweige zurückzuführen sind, welche (angeblich) durch das Internet verursacht werden:

Schauen wir uns doch einmal an, welche „Industrien“ wegen des Internets am lautesten schreien:

  • Musikindustrie
  • Filmindustrie
  • Zeitungsverleger
  • (noch nicht so stark, weil die eBooks noch nicht so richtig begriffen haben, aber das kommt auch noch) Buchverleger

Lustigerweise ist (von meiner limitierten Wahrnehmung aus gesehen) das in allen diesen Branchen so, dass nur die „Verteiler“ des Produktes so laut schreien, nicht aber die Autoren, bzw. „Schaffer“ dieser Werke (es sei denn, sie werden vor eine billige Image-Kampagne geschoben…).

Was ist diesen Branchen noch gemein? Es geht ausschliesslich um das Verbreiten sog. „Immaterialgüter„, d.h. „all jenes Wissen und Kulturgut, das sich der Mensch durch geistige Anstrengungen wie Lernen, Forschen, Nachdenken, Lesen oder auch Diskutieren zu eigen gemacht hat“. Der Mehrwert dieser Industriezweige beschränkt sich also auf die Verteilung dieser Immaterialgüter. Worum geht es aber den Konsumenten? Finden wir einen Song toll, weil er auf einer silbrigen Scheibe daherkommt? Gefällt uns ein Film, weil der blaue Laser vom Bluray so schön leuchtet? Ok, manchen Leuten gefällt tatsächlich das Knistern von Zeitungspapier, aber finden wir deshalb die Nachricht, die darauf gedruckt ist interessanter? Sind Bücher lesenswerter, weil sie auf Papier gedruckt sind, und 90% unserer Wohnzimmerregale füllen?

Nein. Den Konsumenten geht es eben um das immaterielle Gut. Der Ohrwurm, der einem nicht mehr aus dem Kopf geht. Das Theaterstück, was uns zum Weinen brachte. Die „Breaking News“, die wir unserem Nachbarn erzählen. Das Trägermaterial ist vollkommen irrelevant! Eine ganze Industrie auf das Trägermaterial aufzubauen ist ja dann eigentlich mehr als fahrlässig. Trägermaterialien entwickeln sich weiter. Werden besser, billiger, und vor allem: oft durch andere ersetzt. Die Digitalisierung war bereits der erste Schritt. Da sich die Firmen ausschliesslich auf die Trägermaterialien fokussiert haben, macht die fast kostenlose Verbreitung digitaler Daten durch das Internet alle diese Industrien auf lange Sicht: überflüssig.

Und wenn man in andere Industriezweige, die der „materiellen Güter“ schaut, klagt dort einer über das Internet? Ich kenne keinen. Im Gegenteil. Für die meisten Firmen ist ein effektives Arbeiten ohne Internet gar nicht mehr denkbar.

Dennoch würden die Verlage, Filmfirmen, BMIs, Sonys und Bertelsmanns das Internet am liebsten abschaffen. Denn: Wer wird schon gerne überflüssig.

Liebe Musikindustrie, das ist ein Aufruf zur Straftat.

Solche Sprüche finde ich unterste Schublade:

Der Fall werfe „ein grelles Licht“, darauf, dass für viele Eltern der Begriff Erziehungsaufgabe zu einem Fremdwort geworden sei, beklagte der Rechtsvertreter der Musikindustrie nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP in der mündlichen Verhandlung vor dem Karlsruher Bundesgericht. Während früher „auch mal eine Ohrfeige nicht geschadet“ habe, würden Kinder heute an freier Leine laufen gelassen.

Ich weise darauf hin, dass es sich hier, wenn auch indirekt formuliert, um einen Aufruf zur Straftat handelt.

Im deutschen Gesetz, § 1631 BGB:

„(2) Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“

Ausserdem im Jahr 2000 hinzugefügt:

„Sie [Angebote zur Förderung der Erziehung] sollen auch Wege aufzeigen, wie Konfliktsituationen in der Familie gewaltfrei gelöst werden können.“

Also: manchmal einfach nur die Fresse halten. Dies zeigt einmal mehr, dass sich eine gewisse Branche im Raubritter-Modus befindet, und gerne auf die einprügelt, die sich am wenigsten wehren können. Da kotz ich Strahl. Wieder mal.

PS: Ich finde es zudem erschreckend, dass in der Schweiz die „Körperstrafe“ gerichtlich immer noch nicht verfolgt wird. Österreich und Deutschland haben das ja schliesslich auch hinbekommen.