Ich bin noch keine 40, und habe aber schon seit über 30 Jahren mit Computern zu tun. Nein, nicht nur so „ey krasses game alta“ mässig, sondern schrieb bereits mit einstelligem Alter Basic-Programme (ja genau, C64, richtig erraten).
Hach, damals.
Als es für den Computer ein Handbuch gab, wo nicht in 300 verschiedenen Sprachen drin stand, wie man die Windows DVD startet, sondern wie man tatsächlich programmiert. Wo sollte man die Info sonst auch her nehmen. Die erste Computerzeitschrift gab es in unserem Ort noch gar nicht zu kaufen, und meine Eltern wollten kein Abo („die Phase geht bestimmt bald wieder vorbei“, jaja ;-). Also wurde die Neugier geweckt. Die Neugier, auszuprobieren. Was geht, was geht nicht. Learning by (fast) zufällig-rumtipping. Und man freute sich ob der Resultate. Das Taschenrechner Programm, dass man programmierte (und bei Zahlen über 65000 scheiterte), Klötzchengrafiken. Peeks und Pokes. Hach. Ja und irgendwann konnte man das dann. War so richtig der Held, wusste, wie man Datenverarbeitung macht, ohne zu wissen, dass das Datenverarbeitung heisst. Dann tauschte man sich auf dem Schulhof aus. Überspielte Kassetten im eigenen Ghettoblaster. Fand Turbo-Tape einen Segen, und die 1541 noch mehr. Zockte, bis die Joysticks brachen (wer kennt noch Decathlon?). Man beherrschte das Gerät. Und es kam alle paar Wochen das ein oder andere Programm heraus, was einen Interessierte, und man sich dann irgendwo „besorgte“. Um dann wieder genug Zeit zu haben, um dieses zu lernen und beherrschen.
Ich vermute, damals entwickelte sich bei mir dieses „neue Technik-Sachen-ausprobieren-müssen“.
Die Geschichte entwickelte sich weiter. JAHRE nach dem C64 gab es den Amiga, damals eine Revolution in Computertechnik. Wir sammelten und schrieben teilweise selber Programm-Demos, die ich über 10 Jahre später noch auf keinem PC so flüssig laufen habe sehen. Und man lernte neu. Besorgte sich Zeitschriften. Tauschte Code. Zockte, bis die Joysticks brachen (das nächste mal ein Zehner-Pack bitte…). Bis… ja bis die Schule vorbei war. Dann kam Studium. Und der PC. Und 1 Jahr später der nächste PC. Dann neue Komponenten. RAM-Riegel. Festplatten. Displays. CD-Brenner. DVD-Brenner. DOS. Windows 3.1, Windows 95. Word. Und andere Software. Software, Software, Software. Mein in jungen Jahren antrainiertes „muss ich ausprobieren“-Ego versuchte Wacker dran zu bleiben. Weiter Experte zu bleiben. Es nahmen auch die Programmiersprachen zu. C. Pascal. C++. Java. JavaScript und HTML. Ach ja. H T M L – das Internet. Nun gab es neues erst im Wochen-, dann im Tages-, mittlerweile im 100tel Sekunden-Takt. Aber mein „muss ich…“-Gen hielt wacker mit. Die eBays, Amazons, Börsenticker, Online Banking. Spiele. Mittlerweile hatte ich nicht mehr so viel Zeit zum Zocken, also blieben die Joysticks heile. Ach ja, die hiessen dann ja Game-Pad. Und weiter, Software, Software, Software, gepaart mit Online Plattformen. Mittlerweile verdiente ich sogar gut meinen Lebensunterhalt, mit meinem „muss ich …“-Faktor. Ich kannte immer noch das neuste und konnte allen immer helfen.
Und heute?
Seit Herr Jobs uns 2007 zeigte, dass Apps und Touch „the way to go“ sind, kommt den drei Dimensionen „PC, Software und Internet“ noch eine vierte hinzu. Smartphones. Unzählbare Apps. Alle neu. Alle noch nicht ausprobiert. Und dazu als Streusel noch: (A)Social Networks (und da gibt’s bald auch jede Woche ein neues). Es ist soweit. Es reicht. Ich kann und will nicht mehr.
Ich kapituliere.
Ab heute bin ich kein IT-Experte mehr. Ich bin kein Smartphone-Experte mehr, ich bin kein Internet Experte mehr. Blast mir doch einfach alle mal in den Schuh. Der neue Kram interessiert mich nicht mehr. Ab jetzt nur noch Sachen, bei denen ich gezielt nach einer Problemlösung suche.
Aber Programmieren kann ich immer noch ganz gut.
Ich kenn das nur zu gut. Ich finds aber heute einfacher, mal was sein zu lassen. Das ganze Social Gedöns verhilft doch super dazu, seine Freunde erst mal die Erfahrungen mit neuen Wasauchimmer zu machen. Dann kann man schön in Ruhe selektieren, für was man sich wirklich interessieren soll/will/kann/muss.
Gerade das Social Gedöns finde ich momentan eher belastend. Es ist ja eher nur 3% von dem was einem da über die Timeline rauscht überhaupt interessant. Lenkt brutal ab, und ich reduzier das gerade extrem. Was nicht heisst, dass anderen Leuten (Dir z.B.) weniger ausmacht, bzw. mehr gibt.
Ich weiss schon was du meinst. Bei mir ist es natürlich auch der Faktor Job. Bin angewiesen auf das Gedöns. Muss ja erahnen können, in welche Richtung das alles läuft.
Privat schau ich auch extrem drauf, was mich wirklich interessieren muss. Mach ich aber auch bei TV und Zeitungen. TV habe ich rund 90% reduziert und Zeitungen lese ich fast gar nichts mehr.