Runner’s low

Ich hab’s geschafft! Mein bereits zweimal angepeiltes Ziel, an einer offiziellen Zeitmessung < 1h für 10km zu brauchen, ist mir tatsächlich gestern gelungen!

Jetzt sollte man meinen, es stellt sich Freude ein, Genugtuung, zusätzliche Motivation wird frei.

Dachte ich. Aber Pustekuchen. Statt einem Runner’s High (habe ich im übrigen noch nie erlebt) stellt sich eher ein „Runner’s low“ ein. Ich bin einfach nur platt. Müde. Schwunglos.  Klar, habe ich mich gefreut über den Erfolg. Aber extra Motivation? Warum stellt die sich nicht ein? Keine Ahnung!

Möglicherweise waren die Traningseinheiten doch zu viel. Immerhin hatte ich mir vorgenommen, jeden Monat 100km zu rennen. Das muss ich auch, denn im September steht wieder der Greifensee an. Wieder Halbmarathon. Diesmal ohne Krämpfe. Und vielleicht mit mehr Glücksgefühlen?

Ich versuche jedenfalls dabei zu bleiben. Egal ob high oder low, denn die insgesammte Fitness ist es Wert. So. Basta. ;)

Ausdauer = Regelmässigkeit + Ziel

Als Kind war  ich ein ziemlicher Dauerlaufmuffel. Mir lagen die Sprints viel mehr. Ziel schnell erreichen, und möglichst nicht so weit weg.

Ich fand es sehr schwierig, bzw. fast unmöglich, mehr als 2km am Stück zu laufen. Zum Teil geht mir das heute noch so, dass ich mit langfristigen Sachen so meine Mühe habe.

Als ich dann so auf die 40 zu ging, und Kilo-mässig auf die 95 (bei 1.85m Körpergrösse, also noch nichts lebensbedrohliches ;) merkte ich, dass ich was ändern muss. Mit kurzen Sprints war’s nicht mehr so weit her, und die allgemeine Verfassung liess das auch schon gar nicht mehr so richtig zu.

Also was machen? Ich fing 2010 mit dem Joggen an. Und das war sehr mühsam. Erst bin ich eigentlich nur Spazieren gegangen. Und dann zwischendurch immer ein wenig schneller, dann wieder gehen.

Aber ich wollte unbedingt 5km am Stück rennen (ich weiss, für junge Leute klingt das sehr – greisig? aber für jemand, der mal ein paar Jahre am Stück keinen Sport gemacht hat, dann doch gar nicht so einfach…). Und nach ein paar Monaten war ich dann tatsächlich so weit. Und lies wieder nach. Das Ziel war erreicht. Wieder nicht trainiert hiess, dass man dann wieder quasi von vorne anfangen konnte.

Also musste ein neues Ziel her. Ich nahm mir vor beim Winterthur Marathon den 5km „Schnupperlauf“ zu machen. Hab ich dann auch. Weil ich wieder trainiert habe. Danach kam der Greifenseelauf. Und diesmal wollte ich 10km laufen. Und mit diversen Rückschlägen habe ich es dann tatsächlich geschafft. Was ich noch nie in meinem Leben geschafft hatte: 10km am Stück Joggen! Zwar mit 1h 15m eher bei den letzten – aber geschafft!

Und dann war das Ziel erstmal wieder weg. Und ein Winter. Und kalt. Und nass. Und kein Training mehr. Und dann trittst Du dich selber, und das nächste Ziel – wieder Winterthur 10km. Und nach dem Winter mit Nichtstun merkst man, dass man dann doch wieder fast von vorne anfängt. Aber mit dem Ziel vor Augen, immer am riesigen inneren Schweinehund vorbeischauend, hat’s dann geklappt. Und wie! Persönliche Bestzeit, und vom Schnitt her über eine Minute besser pro Kilometer, als beim ersten Greifenseelauf!

Und stetig verbesserte sich das eigene Körpergefühl. Klar, es kamen immer wieder „Rückfälle“ in „keine Lust zu laufen“ Zeiten. Aber die Ziele habe ich mir weiter gesucht. 10km im München, dann noch mal Winterthur 10km, schliesslich den Halbmarathon am Greifensee, den ich auch dieses Jahr wieder laufen werde. Nur die Stunde auf 10km habe ich auch noch nicht geknackt, die kommt dann am 1.Juni in Winterthur dran!

Und allmählich, tatsächlich erst nach ein paar Jahren Ausdauertraining, stellt sich bei mir ein Gefühl ein, dass ich auch längere Projekte meistern kann. Und tatsächlich passiert das. Dieses Blog ist nur ein Beispiel dafür. Meine Dampfradio App eine andere.

Und das bringt mich auf die simple Formel: Ausdauer ist Regelmässigkeit plus eine klares, erreichbares Ziel vor Augen. Wir sehen uns am 1. Juni :-)

Ausserirdisch

Jetzt wo ich meinen halben Marathon am Greifensee mit ach und krach geschafft habe, kommt einem diese Leistung wahrlich ausserirdisch vor.

Da läuft ein Mann 42,195 Kilometer in 2 Stunden, 3 Minuten und 23 Sekunden. Weltrekord also. Das ist eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20.52km/h. Oder anders ausgedrückt: der läuft die 100m in 17.5 Sekunden. Und das mal eben fast 422 mal nacheinander.

Ich habe Mühe, 100 Meter in 17.5 Sekunden zu laufen. Vielleicht bekomme ich das gerade noch so hin. Wenn ich mir vorstelle, 2 Stunden lang zu SPRINTEN?!? Wahnsinn. Einfach Wahnsinn.

Wilson Kipsang