Blöde Geschichten sind gefragt.

Studien haben gezeigt…

Wie oft haben wir das schon gelesen? Und mal ehrlich: wie oft haben wir uns schon dabei ertappt, solchen Meldungen ohne Hinterfragen glauben zu schenken?

Ben Goldacre, Autor unter anderem auf badscience.net und für den britischen Guardian, erklärt in seinem Buch „Die Wissenschaftslüge“, wie uns Pseudo-Wissenschaftler das Leben schwer machen. So werden tagtäglich Geschichten erfunden, die in einem doch so wichtigen Bereich, wie unsere Gesundheit hereingreifen, und wir hinterfragen nicht. Wir glauben das einfach. Ben Goldacre erklärt aber auch die Zusammenhänge, warum dies so ist, und legt dar, wie eine Wissenschaftliche Studie denn überhaupt auszusehen hat, um wissenschaftlich zu sein.

Beim Lesen ertappt man sich immer wieder selbst, wie man in seinem eigenen Leben bereits mehrfach auf solche Stories hereingefallen ist. Ob „Wundermittel“ gegen Ohrenschmalz („Ohrenkerzen“), „Entgiftungen“, Vitaminpillen oder Homöopathie: immer wieder geht es den Verkäufern darum, ihr Produkt zu verkaufen, und leider werden oft genug „Wissenschaftler“ vor deren Verkaufskarren gespannt, die gar keine sind. Trotzdem werden eher diese Scharlatane von der Presse hofiert – sollten dann 100e von „echten“ Studien das Gegenteil beweisen, das wird in der Presse dann lautstark totgeschwiegen.

Darum ist das Fazit des Buches leider auch sehr deprimierend: Liebe Dummschwätzer, ihr habt gewonnen. Es gibt eigentlich keine Chance, dagegen anzukommen. Leute werden weiter Zuckerkügelchen und Vitaminpillen schlucken, weil einfach blöde Geschichten mehr gefragt sind, als nüchterne, langweilige Studien, die sagen, dass Placebo-Effekte zwar interessant aber doch langweilig sind. Und die Horrorgeschichte („MMR-Impfung verursacht Autismus!!“) verkauft sich halt vielfach besser, als die zig Gegenstudien, die besagen, dass zwischen MMR Impfung und Autismus keinerlei Zusammenhang besteht.

Das ganz macht einen sehr traurig. Man kann da nur versuchen, seine eigenen Kinder zu Sensitivität zu erziehen, dass Leute die am lautesten Schreien meistens etwas verkaufen wollen, was nur ihnen nützt. Und wie man eine „ehrliche“ Studie macht, und was „Studie“ überhaupt bedeutet.

Und: lest das Buch. Oder seid ihr noch nie auf die Amalgam-Panikmacher hereingefallen?

3 Gedanken zu “Blöde Geschichten sind gefragt.

  1. Da ich erst vor kurzem (indirekt) mit dieser Thematik wieder konfrontiert wurde, kommt mir dein Link gerade recht. Done. Bestellt.

    Man glaubt in der Regel, was man glauben will. In Verbindung mit der Masse und natürlich den Medien. Was wir heute – immer noch – den US-Bürgern ständig vorwerfen (wie sie doch täglich für dumm verkauft werden), hat bei uns in den Breitengraden schon längst Einzug gehalten.

    Danke für diesen Beitrag. Grüsse in deine Richtung, nic

    1. Ja, das ist durchaus nichts ausschliesslich Anglizistisches. Am heilsamsten waren echt die Momente, bei denen ich mich – als doch für sich behauptend wissenschaftlicher Mensch – selber dabei ertappt habe, dass auch ich permanent auf diese Stories hereinfalle.

  2. Leute mögen halt einfach schöne Geschichten. Egal ob sie wahr sind oder nicht. Wenn ihr zwei Produkte habt, das Eine hat gar keine Geschichte oder eine langweilige, das Andere hat eine spannende Story dahinter. Welches kauft ihr? Prüft ihr die Geschichten nach?

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