Im Kleinen anfangen, damit Grosses entsteht

Alle sind seit Fukushima am diskutieren, wo denn der ganze Strom herkommen soll, wenn es (hoffentlich!) irgendwann mal keine Kernkraftwerke mehr gibt. Was bei den ganzen Diskussionen mir irgendwie viel zu viel fehlt, sind effektive Vorschläge, wie man denn Energie einsparen kann. Denn nicht verbrauchter Strom muss ja gar nicht erst erzeugt werden.

Um mich mal an die eigene Nase zu fassen: die letzten Jahre wurde ich eigentlich immer bequemer, und unreflektierter darüber, was und wie denn alles so Energie verbraucht. Und man kann ja sowieso nicht so viel machen. Und ich gebe zu, erst die Katastrophe in Japan hat mich angeregt, tatsächlich einfach mal etwas zu unternehmen. Auch, wenn es nur klitzekleine Schritte sind. Ich denke, jedes bisschen hilft.

Nun haben wir also angefangen, daheim die Dinge zu ändern, die am wenigsten „weh tun“, und einfach umzusetzen sind. Witzigerweise hatte ich unbewusst schon mit einem Schritt angefangen, ohne es zu merken. Mit meinem neuen MacBook Pro, welches ich Ende letztes Jahr gekauft hatte, brauche ich das externe 23 Zoll Display daheim zum Programmieren so gut wie gar nicht mehr. Ich hatte nämlich die Option mit der grossen Bildschirmauflösung besorgt (1680 x 1050 Pixel), welche sogar grösser ist, als die Auflösung vom Dell Display. Angenommen, ich nutze den Monitor 4h pro Woche, dann wären das im Jahr 208h. Energieverbrauch liess sich leider nicht auf die schnelle rausfinden, aber wenn man diesen Link mal annimmt, dann wird er wohl mindestens um die 75 Watt verbraten. 208h * 75 Watt gibt 15.6kWh im Jahr. In Geld wäre das bei einem gemittelten kWh Preis von ca. 0.12CHF immerhin 1.87CHF gespart. Aber darum geht’s mir ja eigentlich nicht.

Erste Anti-Faulheitsmassnahme war dann, die Laptops nachts runter zu fahren, und nicht nur auf Standby zu lassen. So ein MacBook Pro braucht im Standby allein schon 2-4 Watt (beim Laden natürlich mehr!), zwei Laptops plus einigem Steckernetzteilgesummse mal 10W gerechnet, mindestens 6h pro Nacht abgeschaltet gibt 356*6h*10W = 21.4kWh im Jahr. Nachttarif ist halb so teuer, wie tagsüber, daher nur 1.28CHF ins Sparschwein im Jahr. Aber immerhin sind wir jetzt schon 37kWh im Jahr eingespart, mit so gut wie keinem Aufwand.

Als nächstes waren die Deckenlampen dran. Wir haben im ersten Schritt in Summe 300W Glühlampen, durch 21W LED Lampen getauscht. Zugegeben, die sind dunkler. Sollte das auf Dauer zu funzelig sein, werden wir da wohl nochmal nachrüsten. Nehmen wir mal an, wie müssen die Watt zahl noch knapp verdoppeln, wären wir immer noch bei 260 W weniger an der Decke. Geschätzt haben wir, dass im Schnitt, alle Lampen gerechnet und über das ganze Jahr 2h am Tag brennen. Wahrscheinlich ist es sogar mehr, aber das ist sehr schwer genau zu schätzen. Also 2h*356*260W = 185.1 kWh ! Wow. Allerdings kosten die LED Lampen doch eine ganze Menge, pro Birne zwischen 20 und 30 CHF. Daher ist der reine finanzielle Gedanke hier nicht ausreichend. Immerhin halten die Birnen ja viel länger, haben zudem kein giftiges Quecksilber drin und sparen uns so 22.12 CHF im Jahr. Langfristig und bei steigenden Strompreisen rechnet sich das vielleicht sogar doch noch. Jetzt sind wir also schon bei 222.1 kWh im Jahr gespart, ohne sich wirklich gross einzuschränken.

Die nächste Standby-Falle wurde mit einer Steckerleiste mit externem Schalter (damit die Leiste hinter dem Regal verschwinden kann) erledigt. TV, Stereo, Telefon, NAS, WLAN Router und Kabelmodem werden so mindestens 6h pro Nacht stromfrei geschaltet. Alles zusammen schluckt so um die 20-30 Watt. Einfach so. Ohne was zu tun (nachts müsst ihr uns dann halt auf dem Handy anrufen ;). Rechnen wir mal grosszügig, und sagen, es braucht nur 20 Watt. Also 6h*20W*356 = 42.7kWh. Nicht schlecht. Trotzdem kostet auch hier die Schalterleiste mehr, als der Strom in einem Jahr kostet. Eigentlich hätten wir aber auch noch eine Schalterleiste gehabt, darum zählt das nicht wirklich.

So spart unser Haushalt mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern ohne Mühe

    264.8 kWh im Jahr

Stellt euch einfach mal vor, das würden „nur“ 100 000 ähnliche Familien in der Schweiz ebenfalls machen. Dann würden „einfach so“ 26,480,000 kWh, also über 26 GWh gespart werden. Das Kraftwerk Mühleberg müsste also bei einer Nennleistung von 355 MW (Quelle: Wikipedia) 74 Stunden lang nicht laufen. Bei einer Millionen Familien könnte man es immerhin schon einen Monat abschalten. Das klingt vielleicht nicht viel. Aber wir haben auch gerade erst angefangen!