Ich hatte heute morgen eine doch etwas unerwartete Lektüre. Durch einen Post auf App.net kam ich auf den „Annual Letter“ von Bill Gates. In diesem jährlichen, öffentlichen Brief schreibt Bill Gates zumeist über die Arbeiten seiner Stiftung. Dieses Jahr möchte er mit Vorurteilen, oder „Mythen“ wie er sagt, Entwicklungshilfe und Armut in aller Welt aufräumen.
Vorab gewarnt: es liest sich nicht in 3 Minuten. Ich würde trotzdem jedem empfehlen, den ganzen Artikel zu lesen (keine Angst, ist auf Deutsch übersetzt).
Mir hat es doch etwas geholfen, mal einen anderen Blick auf die Welt zu werfen. Nachdem ich – gerade in letzter Zeit – doch sehr negativ eingestellt war, was den Weg der Menschheit auf diesem Planeten angeht, stimmen mich manche Sätze doch wieder etwas positiver. Ich stimme aber nicht unbedingt mit allem was er sagt überein. Ich glaube z.B. nicht, dass man eine Einkommenssteigerung gleichsetzen kann mit „weniger Armut“. Preise sind gestiegen, die Inflation innerhalb von 30 Jahren kann durchaus dazu führen, dass eine Steigerung von 1000 Dollar pro Jahr in den 70ern auf 10000 Dollar heute fast dem gleichen Realwert von damals entspricht. Daher habe ich den Eindruck, dass hier vielleicht zu plakativ und zu wenig differenziert argumentiert wird. Auch wird bei seiner Prognose „2035 gibt es keine arme Länder mehr auf diesem Planeten“ völlig ausser acht gelassen, dass es immer wieder singuläre Ereignisse gibt, die Trends unterbrechen oder gar umkehren (Kriege, Atomunglücke, Klimakatastrophen).
Grundsätzlich aber finde ich es gut, dass es hier jemanden gibt, der nicht nur schwarz malt, sondern auch positive Entwicklungen aufzeigt. Vielleicht sollten wir alle mehr darauf schauen.