… dann bräuchten wir ganz viel nicht. Polizeien zum Beispiel. Sicher ganz viel weniger Gesetze. Und Gerichte. Und Anwälte. Keine Gefängnisse.
Nicht mal Schiedsrichter beim Fussball. Wir könnten den Sieg einander ja einfach mal gönnen. Und wenn man dann doch aus versehen mal jemanden umgrätscht, dann kann man sich ja einfach nett entschuldigen.
Flüchtlingslager wären überflüssig. Denn es müsste ja niemand mehr flüchten (Okay, Naturkatastrophen. Aber wenn es genug nette Leute gäbe, dann müssten die Flüchtigen nicht in alle Welt verteilt werden). Keine Ertrunkenen im Mittelmeer oder im Indischen Ozean.
Die ganze Kriegsmaschinerie wäre überflüssig. Nette Menschen führen eben keine Kriege. Klar, dann gäb’s einen Haufen Arbeitslose, aber da ja alle so nett sind, gibt’s für die sicher auch eine Verwendung.
Staatshaushalte wären sehr viel einfacher schuldenfrei zu gestalten. Denn jeder zahlt ja netterweise seine Steuern. Ausserdem fallen ein Haufen Ausgaben weg (siehe oben). Ein netter Staat würde seine Gewinne dann wieder an die Bürger verteilen.
Wir bräuchten keine riesigen Müllhalden, weil es keine geplante Obsoleszenz gäbe. Netterweise halten Geräte und Konsumartikel einfach unglaublich lange. Und wenn etwas kaputt ist, wird’s vom netten Nachbarn repariert.
Ja, wenn ich ganz weit denke, vielleicht braucht es dann ja sogar kein Geld mehr? Wenn alle nett zueinander sind, braucht es dann noch ein „meins“ und „deins“?
Warum nicht diese ganze Anstrengung ablegen, diese Mühe, jeden Tag „un-nett“ zu sein? Das strengt doch an. Macht das glücklich?
Sei doch heute einfach mal nett zu einem Fremden. Jeden Tag ein kleines bisschen mehr. Vielleicht kriegen wir das dann doch eines Tages wieder hin.