Tesla X getestet via Sharoo

Lange schon hatte ich mir das mal überlegt, schreckte aber immer wieder vor dem Preis zurück: die meisten „regulären“ Autovermieter wollen für einen Tesla Model S bereits um die 400-500 CHF pro Tag. Einen Tesla Model X bekommt man so gut wie gar nicht (zumindest noch nicht). Klar, man kann auch beim Tesla Händler selber eine Probefahrt buchen – allerdings fährt man dann eben nur ein paarmal um den Block und ein Aufpasser sitzt die ganze Zeit neben Dir.

Nun bin ich vor längerer Zeit schon auf die Sharoo Plattform aufmerksam geworden. Hier bieten Privatpersonen ihr eigenes Fahrzeug zur Miete an. Auf und zu macht man das Auto dann per Bluetooth und Smartphone App (dazu später mehr).

Und ja: tatsächlich gibt es in der Region Zürich einige Tesla zu mieten, und das für z.T. weniger als die Hälfte vom Geld, was ein Avis o.ä. dafür will. Und: es gab auch den Tesla X von Felix in Altstetten, „direkt buchbar“ (viele andere nur „auf Anfrage“). Also ein Herz gefasst, und das erste Mal ein Auto via Sharoo und dann gleich ein Tesla.

Mit ein paar Schmetterlingen im Bauch kam das Wochenende näher, und dann war es soweit – ich konnte in der App die Buchung starten und machte mich auf den Weg zum Auto. Dies war auch schnell gefunden. In der App per Bluetooth mit dem Auto verbinden, und dann per Schlüssel-Button aufmachen – dssst dsst, und das Auto ging auf. Das ging schonmal.

Also die Kinder durch die Flügeltüren einsteigen lassen (sie waren sehr begeistert!) und das spacige Interieur begutachten. Die Sitze sind sehr bequem, und lassen sich jeder erdenklichen Sitzposition anpassen. Auch merkt sich das Auto diese, man kann sie abspeichern und wieder aufrufen, sollte unterdessen jemand anderes am Steuer gewesen sein. Die Farbe der Sitze hätte ich so nicht gewählt (weisses Leder) – aber gut, Geschmäcker sind ja verschieden.

Der „Tank“, also die Batterie (alles hier elektrisch!) war noch über die Hälfte voll (uff, das war eine meiner Befürchtungen), also Route nach Hause im Navi programmiert, und los ging’s. Ohne eine Zündung zu betätigen. Wenn man auf die Bremse steigt, ist das Auto nämlich „an“.

Grundsätzlich fährt sich der Tesla wie ein „normales“ Automatikauto – nur sehr viel leiser, als ein Verbrenner. Auch im „Lässig“-Modus (mit Leistungsbegrenzung um Batterie zu sparen) kommt man im Strassenverkehr flüssig mit, und merkt eigentlich nicht, dass man über zwei Tonnen durch die Gegend bewegt. Sitzheizung, Raumzonenklima alles dabei und im Winter sehr angenehm. Habe die Heizung zwischendurch mal kurz abgestellt, um zu sehen, ob man Reichweite dadurch gewinnt, aber der Effekt ist fast schon vernachlässigbar klein.

Gut finde ich, dass das integrierte Navi einem die voraussichtliche Restladung der Batterie am Ankunftsort angibt. Diese stimmt mit geringen Abweichungen meistens, und so kann man seine weiteren Trips besser planen.

Nach ein paar Runden stellte ich das Auto dann erst einmal ab – und bekam es nicht abgeschlossen! Irgendwie funktionierte das Zusammenspiel der im Auto befindlichen Sharoo-Box mit dem eingelötetem Tesla-Schlüssel nicht. Das Auto war erst immer wieder per Druck auf die Türklinke zu öffnen, obwohl ich per App verschlossen hatte. Nach einigen Versuchen ging es dann jedoch. Offensichtlich gibt es hier noch Verbesserungspotential. Jedenfalls bleibt ein blödes Gefühl zurück, wenn man nach dem Abschliessen nicht weiss, ob die über 100k CHF teure Kiste dann auch zu ist.

Am Sonntag Morgen wollte ich zunächst zum Tesla Supercharger in Dietlikon gratis aufladen, um den späteren Trip nach Jonschwil auch mit genug Ladung wieder zurück zu schaffen. Auf dem Weg dahin fielen jedoch nach und nach einige Komponenten der Elektronik aus. Zuerst machte der Blinker keine Geräusche mehr (es blinkte aber noch), dann ging die Ladeanzeige auf dem Display nicht mehr und zuletzt ging nicht mal mehr das Radio. Hilfe! Felix konnte mir jedoch weiterhelfen, nach Tritt auf die Bremse und beide Buttons am Lenkrad festhalten konnte ich den Bordcomputer neu starten und alles funktionierte wieder.

Nach 15-20 Minuten laden war ich von 30% auf ca. 75% voll,  und fuhr meine Unihockey Kollegen holen. Die waren von den Flügeltüren schon fast irritiert – und dass alles automatisch ging ? – nun ging es über den Huftegg-Pass am Hörnli vorbei nach Jonschwil – trotz grossem breiten Auto und verschneit und vereisten Strassen für den allradgetriebenen Tesla X kein Problem. Nur bei engen Kurven merkt man dann schon, dass es fast ein Lastwagen ist.

Schön auch, dass ein Spotify Abo und 4G Sim inklusive sind – so ist immer für die Richtige Musik gesorgt.

Auch wenn die gemietete Variante nicht das Performance Modell ist – die Leistung ist eigentlich viel zu viel. Die Beschleunigung bei „Pedal to the metal“ drückt einen Porsche-mässig in den Sitz – egal ob nasse Fahrbahn oder nicht, ohne Schleudern und Schlupf. Die Elektronik leistet hier ganze Arbeit. Puristen haben das sicher gerne anders – ich habe da lieber mehr Stabilität statt über 100 000 Franken im Strassengraben. Die Batterieanzeige kann man hingegen bei so einer Fahrweise beim Schrumpfen zuschauen. Drum ist man mit dem Tesla auch eher „gleitend“ statt „heizend“ unterwegs.

Am Abend beim Abgeben gab es noch ein nettes Schwätzchen mit dem Eigentümer Felix – sehr nett, und sehr zuvorkommend. Sollte ich noch einmal einen Tesla brauchen, dann sicher wieder bei ihm. Interessant auch, dass er ihn nur gekauft hat, weil er erwartet hat, über Vermietung die Leasing-Rate wieder rein zu holen. Meistens steht das Auto bei einem ja doch rum. Interessanter Gedanke jedenfalls.

Würde ich einen selber kaufen? Eher nein. Das Model X ist für mich und Europa eigentlich viel zu gross. Parkplätze füllt man i.d.R. komplett aus, oft steht das Heck oder die Front über. Selbst das Model S finde ich noch zu gross. Beim kommenden Model 3 sieht es vielleicht schon anders aus – aber auch hier fehlt mir daheim die Lademöglichkeit, da ich leider auf der Strasse parkieren muss. Vielleicht gäbe es da noch weitere Möglichkeiten, aber das ist mir so derzeit noch zu Umständlich.

Zum Schluss hier noch ein Video mit ein paar Eindrücken, Spass gemacht hat’s allemal!