Inside Google Zurich

Anlässlich des Events „Inside Google“ zum Thema „AdWords und Website Usability“, durfte ich mich gestern im Google Office in Zürich umsehen. Es ist ja mittlerweile kein Geheimnis, dass Google es pflegt, sehr „ungewöhnliche“ Office-Möblierungen zu installieren. Aber wenn man das einmal live und in Farbe sieht, bleibt einem doch schon mal der Mund offen stehen, und es fehlen einem die Worte.

Es fällt schon beim Empfang auf: hier ist man gerne verspielt. Nach einem „Roundview Display“ (8 Samsung Monitore im Kreis nach Innen aufgestellt, innendrin kann man per Tablet Google Earth rundum in 3D darstellen) steht dort direkt ein Billard-Tisch. Und der wird eigentlich auch immer von Mitarbeitern benutzt. Würde mal sagen, dass das im Empfangsraum in fast allen anderen Firmen dieser Welt undenkbar ist.

Sky Lounge – mit Blick auf Zürich und die Alpen

Die „guided tour“ zog sich durch diverse Lounges, von denen wir noch nicht einmal alle gesehen haben. Von „quiet rooms“ (mit Vogelgezwitschersound, Aquarien und Liegestühlen) über „green room“ (über 200 Pflanzen, man meint, man ist im Urwald) bis zu Coffee areas, die mit original New York Subway Kacheln wie einen U-Bahnstation aufgemacht sind, und „play rooms“, mit Tischtennis, Döggelichaschte, immer wieder Billardtische (und zwar keine „Kneipentische“, sondern Turnierqualität) Kaffeemaschinen, Süssigkeiten, Früchte, „Ruhekugeln“ (in die man sich reinsetzen und entspannen – oder arbeiten kann), Flipper Automaten, und jede Menge „Theme Rooms“, die einem Thema gewidmet sind (ein Korridor kam mir vor, wie in „Half Life“…) hier wurde sich allen Ortes ausgetobt. Sogar eine kleine Bühne, mit kompletten „5 guy band“ Equipment war vorhanden:

Bands can play here

Alles kann (nebst Fitness-Studio) gratis benutzt werden. Essen ist gratis. Kaffee und Getränke sowieso. Frühstück gibt es in der Kantine bis Nachmittags. Warmes Essen fast rund um die Uhr.

Mal ehrlich: Wenn man so da durch läuft, dann kommt einem das vor, wie ein „Spielplatz für grosse Kinder“. Nicht vergessen darf man dabei, wozu das gut ist: Zwischen und in den ganzen Theme Parks stehen immer Arbeitsplätze. Und es geht darum, die Leute so lange wie möglich bei der Arbeit zu behalten. Ich kenne persönlich leider niemanden, der dort arbeitet (würde aber gerne mal mit jemanden darüber reden – Freiwillige?). Ich kann mir aber vorstellen, dass wenn viel geboten wird, auch viel verlangt wird. Und dass für ein „Leben neben Google“ möglicherweise nicht viel Zeit bleibt. Es fühlt sich eher so an, als würde man dort ab der Festanstellung komplett geschluckt werden, und seinen Lebensmittelpunkt extrem innerhalb Google zentrieren. Es mag viele geben, die damit glücklich werden – nicht umsonst wurde Google wiederholt zum besten Arbeitgeber der Schweiz gewählt. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass dieses Profil eher auf „unter 30 Jährige, keine Frau, keine Kinder“ passt. Aber da lasse ich mich gerne eines besseren belehren. :-) Spass gemacht hat der Besuch alle mal. Auch wenn wir nicht rutschen durften ;)

Rutsche Google Zürich

Mir hat das ja auch nicht geschadet.

Bist Du als Kind geschlagen worden? Wie fühlt sich das heute an?

Diese Geschichte wollte ich eigentlich schon vor längerer Zeit einmal bloggen:

Vor ca. 6 Jahren unterhielt ich mich in der Pause mit einem Kollegen. Ein eher ruhiger Zeitgenosse, aber mit Bodybuilder-Figur, und bei 1.90m Körpergrösse eher vom Typ „würde ich nicht im Dunkeln begegnen wollen“. Ich verstand mich aber eigentlich gut mit ihm, er war halt eher ein Einzelgänger, mit wenig bis keinen Hobbies ausser Programmieren und Body-Builden. Da die Geburt unserer Tochter nicht lange her war, kam wohl die Sprache auf Kinder und Erziehung. Ich muss wohl so etwas von mir gegeben haben, wie „bei dem dauernden Gebrülle könnte ich meine Kinder manchmal an die Wand klatschen“. Wie gesagt – Konjunktiv, das heisst noch nicht, dass man es dann auch tut. Aber jeder Elter wird mich ein Stück weit nachvollziehen können.

Nun meinte er darauf: „Das ist schon in Ordnung, ich hätte früher auch sofort eine gefangen. Und so lange, bis ich aufgehört hätte“. Er erzählte dann von seinem Vater, der bei der Fremdenlegion war, und seinen doch „derben“ Erziehungsmethoden. Das ist schlimm. Ich kann mir auch vorstellen, dass es als ex-Fremdenlegionär fast unmöglich ist, wieder ein Trauma-loses, normales Leben zu führen. Und dass sich die Erlebnisse oft in körperlicher Gewalt äussern, weil sie mit Worten gar nicht mehr beschreibbar sind.

Was ich allerdings wirklich schockierend fand, war seine Meinung dazu: „Mir hat das ja auch nicht geschadet. Das hat mir Respekt gegenüber meinem Vater gelehrt. Und ich würde das bei meinen Kindern auch so machen.“. Nachdem ich versuchte, ihn darauf hinzuweisen, dass dies mittlerweile strafbar wäre, war mangels Einsicht („das ist mir doch egal“) das Gespräch relativ bald zu Ende.

Ich verstehe ja, dass man versucht, sich selbst als „richtig“ darzustellen. Dieses „hat mir nicht geschadet“ – das kann ich noch nachvollziehen, man sagt das einfach, um sich selber zu bestätigen, dass man noch alle Latten am Zaun hat. Die Sache mit dem Respekt ist aber einfach falsch. Respekt kann man sich nur durch „Wohltaten“ schaffen. Respekt ist in meinen Augen Anerkennung für eine positive Bereicherung der Gesellschaft durch die Taten einer Person. Das was er meinte, ist schlichtweg: Angst. Angst und Respekt haben aber nun mal sowenig miteinander zu tun, wie Kirschkernweitspucken mit den Olympischen Spielen. Da geht es nur um Macht und Kontrolle. Wir haben doch vor dem Vater, dem Chef, dem Aufsichtsratsvorsitzenden, dem Präsidenten, nicht mehr Respekt, weil sie uns permanent schikanieren. Sehr wohl hätten wir Respekt, wenn sie sich für das Wohlergehen anderer, oder besonders gar für uns einsetzen. Der Chef, der den Mitarbeitern den Rücken vor dem invasiven Sales freihält. Der dafür sorgt, dass Budget da ist, und alle ihre Arbeit gut erledigen können. DER Chef erhält den gebührenden Respekt.

Ich bin als Kind auch geschlagen worden. Ich wusste als Kindergärtler noch nicht, wie das Gefühl heisst, welches ich dabei hatte. Aber heute glaube ich, dass es einfach nur Verachtung war. Und das ist das Gegenteil von Respekt.

Albanien gewinnt gegen Albanien, oder Schweiz gewinnt gegen Schweiz

Eigentlich siegt die Schweiz 2:0 gegen Albanien. Dass aber sowohl bei der Schweizer Equipe Spieler mit Albanischen Wurzeln, wie auch bei Albanien eine Reihe Super League Spieler im Team sind, sorgt nicht nur bei den Spielern für seltsame Verhaltensweisen, wie zum Beispiel, sich nicht mehr über ein Tor freuen zu können:

Dieses komische Gefühl, was sich – gerade in Europa – immer mehr breit macht, und auch schon bei den Deutschen zu sonderbaren Diskussionen geführt hat. Es wird für immer mehr Leute immer schwieriger, sich mit einem einzigen Land identifizieren zu können. Die Migration innerhalb Europas hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen – nicht nur im Fussball. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass man sich als „Auswanderer“ immer zwischen den Stühlen fühlt. Irgendwie fühle ich mich in der Schweiz auch bereits nach 4 Jahren schon zu Hause. Gleichzeitig ist die Verbindung nach Deutschland noch sehr stark. Hier bin ich Ausländer – dort zuweilen als „Steuerflüchtling“ bezeichnet (Netto nach Abzug Fixkosten habe ich hier übrigens mittlerweile eher weniger als in Deutschland übrig…soviel nur mal dazu).

Schaut man sich die Nati-Teams in Europa an, so kann man eigentlich schon fast nicht mehr herausfinden, welches Team zu welchem Land gehört, wenn man nur die Namen liest.

Wäre es da nicht einmal an der Zeit, sich langsam darüber Gedanken zu machen, ob dieses Nationalstaatliche Kasten-Denken langfristig noch Sinn macht? Feuert man da denn noch die Schweiz, oder Deutschland, oder Albanien an? Ich will keineswegs ein „gross-Europa“ in dem es keine Staatenverbunde mehr gibt. Eher im Gegenteil. Ich denke es wäre weitaus effizienter in viel kleineren, gleichberechtigten Verbünden zu leben (doch dazu ein anderes mal). Ist denn diese Sport-National-Duselei überhaupt noch gerechtfertigt, wenn die Stars entweder gar nicht mehr im Land für das sie starten Leben und arbeiten, oder wenn sie einfach flugs noch eingebürgert werden mussten, damit sie „unter neuer Flagge“ antreten dürfen? Hat hier die Realität den Nationalismus nicht eigentlich schon überholt?

Die Migration wird weiter gehen, aus vielen Gründen. Die Euro-Schulden-Misere wird das sogar noch sehr beschleunigen. Ich finde es wäre Zeit, über neue Gesellschaftsmodelle abseits von viel zu grossen, nicht „managebaren“ Staaten nachzudenken, zu diskutieren, welche die Bürger erst gar nicht in solche Krisen treiben lassen, welche durch Konzentration auf viel zu grosse, „systemrelevante“ schwarze Löcher geschieht.

Leider wird das Gegenteil der Fall sein. Steigende Migration wird die Angst der „Habenden“ steigern, und zu mehr Nationalismus führen. Nur kann das kein Weg aus der Krise sein. Weder gesellschaftlich, noch wirtschaftlich.