Medienberichterstattung

Ein Freund von mir war am Wochenende in der Türkei. Er kam am Montag wieder – und zwar aus Istanbul. Istanbul? Ist das nicht da, wo gerade Kriegs-ähnliche Zustände herrschen? Wo der miese Diktator Erdogan die Massen mit Panzern niederwalzt?

Ja genau. Also Istanbul, nicht die Panzer. Meine erste Frage war, ob er irgendetwas von den Konflikten mitbekommen hat. Die Antwort war: nein, nicht wirklich. Er marschierte sogar mal friedlich mit Demonstranten, Galatasaray und Beşiktaş Fans in Richtung Taksim-Platz, weil der Weg zum Restaurant versperrt war. Ja, es gab Demonstrationen. Aber wohl ausschliesslich auf diesem Platz.

Medien verdienen Geld mit Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit erreicht man am besten mit Aussergewöhnlichem, Aufsehenerregendem, Empörendem. Darum werden diese Dinge in das Scheinwerferlicht gezogen. Und leider vielfach Überzeichnet.

Ja, es gab und gibt dort Konfrontationen. Aber unterscheiden die sich wirklich von Stuttgart 21? Von den Mai-Demos? Von Basel-FCZ nach dem Spiel? Von den Occupy-Räumungen auch in Deutschland und der Schweiz?

Es ist leicht auf „den da unten“ zu schimpfen. Kehren wir doch lieber vorerst mal vor der eigenen Tür.

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