Die neue (naja, nicht mehr sooo neue) Religion: Homöopathie

Achtet mal darauf, wenn ihr als „Homöoantipath“ mit Verfechtern dieser „Lehre“ (man könnte eher sagen, „der Beschlüsse“, die Herr Hahnemann im 18./19. Jahrhundert gefasst hat, und ausserdem wäre ob der mangelnden Präsenz von Wirkstoffen in den Kügelchen eher „Leere“ angebracht…) diskutiert.

Kommen euch die „Argumente“ nicht irgendwie bekannt vor?

  • „Man muss halt daran glauben!“
  • „Bei meinem Hund hat es auch geholfen!“ (Ein „Wunder“! ;)
  • „Alle anderen Thesen sind falsch!“
  • „Die Schulmedizin erzählt nur Lügen!“

Mich erinnert das mittlerweile sehr an die Argumentationen von religiös fanatischen Personen. Kein Wunder: sind doch die Standpunkte die gleichen. Man fusst sämtliche Thesen nicht auf beweisbare Experimente und Schlüsse daraus, sondern glaubt blind, was die „Heilprediger“ einem vor den Latz knallen. Ebenso sind die Deutungsmuster nahezu identisch:

  • „Mir ist schlecht, ich nehme Kügeli, am nächsten Tag geht es mir besser!“
  • „10 Jahre haben wir versucht, Kinder zu bekommen, und jetzt hat es geklappt – ein Geschenk Gottes!“

Eigene Erfahrungen werden ungefragt in fremd-aufgepfropfte Deutungsmuster gestopft. Leider neigen wir Menschen dazu. Ich nehme mich da nicht aus. Wir glauben zum einen Leuten, die wir kennen sehr viel mehr, als Leuten die wir nicht kennen, und leiten von unseren Instinkten geführt schon aus Einzelerfahrungen Grobkonzepte ab. Leute, das funktioniert nur so leider nicht. In vielen Fällen geht z.B. Übelkeit von ganz alleine Weg, insbesondere, wenn sich der Körper über Nacht erholt hat. Zudem fällt uns körperliches Unwohlsein i.d.R. am meisten auf, wenn sich eine Krankheit gerade auf dem Höhepunkt befindet. Also eben wenn das Gekeuche, Geröchel und Geschniefe am unerträglichsten ist. Erst dann gehen wir zum Arzt – oder greifen „zur Kugel“ – und siehe da, da es ja nach dem Höhepunkt der Krankheit sowieso nicht mehr schlimmer wird, sondern der Körper sich vehement und erfolgreich gegen die Krankheit stemmt, wird es besser! Ergo der (leider nahe liegende) Schluss: die Kugel hilft! Ebenso die Eltern, die nach 9 Jahren Kinderlosigkeit angefangen haben zu Beten – und dann klappt es auch noch, also muss das ja Gottes Intervention gewesen sein.

Immer ist dies eine plausible Erklärung, weil sie ja so schön einfach ist – und im persönlichen Zusammenhang logisch klingt. Leider ist das Leben eigentlich nie so einfach gestrickt. Hinzu kommt der Placebo-Effekt. Statt der Hahnemanni-Kugel hätte man auch ein Tic-Tac nehmen können. Wirkt auch. Und macht dazu noch den Atem besser. Und vielleicht hat dem Ehepaar ja auch die Entspannung der Gebete geholfen. Will hier nicht unterstellen, dass da sogar etwas unaussprechliches im Beichstuhl mit dem Pfarrer stattgefunden haben könnte. Oder „Samenraub“. Wie auch immer. Das Problem ist: wir schauen nicht genau genug hin, und schliessen vorschnelle Schlüsse.

Man kann nur versuchen, sich dort permanent an die eigene Nase zu fassen, um zu sehen, ob da gerade wieder ein Bär sitzt, den einem jemand aufgebunden hat. Fragt nach. Lasst euch die Studien zeigen, die angebliche Wirksamkeit beweist. Selbst wenn dann eine präsentiert wird (was eigentlich fast nie passiert) – lest sie euch durch! Prüft die Methoden, schaut genauer hin, und vor allem: Glaubt nicht jeden Mist!

Ich merke nur immer mehr, dass es keinen Sinn hat, mit Homöopathen die Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit zu diskutieren – genau wie mit religiös fanatischen Leuten. Da von vorneherein kein logisch verargumentierbares Gebilde besteht, sondern nur der „Glaube“, ist jedes sachliche Argument zwecklos. Aber deshalb aufgeben?