Über das Bloggen

In letzter Zeit habe ich mir mehr und mehr Gedanken über das Bloggen an sich gemacht. Auch wenn ich ja schon eine ganze Weile immer mal mehr, mal weniger dabei bin – es bleibt eine gewisse grundlegende Unzufriedenheit mit den eigenen Ergüssen.

Angefangen habe ich ja wie so viele, mit einem Technik-Wir-Schreiben-Über-Das-Gleiche-Wie-Alle-Anderen-Blog. Nachdem das erstens nicht so richtig abhob, und zweitens immer mehr die Lust fehlte, kam dann ein radikaler Schnitt, und es wandelte sich in einen eher Tagebuchartigen Ich-Poste-Mal-Dies-Mal-Das-Blog.

Später habe ich offensichtlich doch ein wenig mehr den Dreh gefunden, etwas mehr Inhalt, etwas mehr Sinn in das ganze zu bringen. Aber auch das scheint wieder verflogen zu sein, oder mir sind schlichtweg die Ideen ausgegangen.

Mittlerweile denke ich, dass ich zu einem Kernpunkt vorgedrungen bin: Die meisten Sachen, die die meisten Blogger so in die Welt posten, bringen einfach nichts. Haben keinen Mehrwert, haben keine eigene „Schaffenshöhe“. Vielleicht haben sich manche Dinge über die Zeit auch gewandelt, wie z.B. dass man Tagebücher einfach auch nicht mehr im Blog schreiben muss, sondern dazu Facebook, Tumblr, Google Plus und so weiter hat. Der Verbreitungsgrad über letztere ist viel leichter für ein Tagebuch zu erreichen, als über ein Blog, da die interessierten Leute es leicht in die Timeline gepustet bekommen.

Trotzdem glaube ich, dass Blogs immer noch eine Daseinsberechtigung haben. Aber eben: nur, wenn man tatsächlich einen Mehrwert bereitstellt. Etwas in’s Netz stellt, was eben noch kein anderer ins Netz gestellt hat. Das macht das ganze sehr viel schwieriger, und wie ihr bei mir seht die Blog-Frequenz auch wesentlich niedriger, aber alles andere ist einfach nur überflüssiger Noise im Internet – der nicht hilft!

Auch „Empörungsblogs“ helfen nur begrenzt. Es hilft, um einen Missstand aufzuzeigen. Empören sich aber 3000 Blogs, ohne wirklich Lösungen zu erdenken, Wege aus der Misere, Vorschläge für konkrete Umsetzungen, oder meinet wegen auch nur Bauanleitungen für irgendwelche Sachen – was bringt’s? Rein gar nichts. Die Blogposts werden verpuffen, wie die Welle der Empörung verpufft, und in die ewigen Feedgründe der RSS-Reader gehen.

Die Empörung ist nur der Anfang. Wenn ihr was zu sagen habt, denkt auch über Lösungsansätze, über Umsetzungen nach. Denkt drüber nach, wie auch die „andere Seite“ mit ins Boot geholt werden kann. Denkt an die Offline Welt. Und schreibt verdammt noch mal Sachen, die relevant sind, und nicht einfach nur „der Apple Store ist down“.

5 Gedanken zu “Über das Bloggen

  1. Du weisst, ich besuche dich hier regelmässig. Auch werde ich es in Zukunft immer noch tun. Versprochen. Ausser, du drehst dir selbst den Saft ab.

    Dieser Beitrag hat mich jetzt aber schon überrascht. Um nicht zu sagen, mich aus den Socken gehauen! Ist es dir mit diesen Zeilen tatsächlich ernsthaft? Oder hast du aus Versehen diesen veröffentlicht (April)?

    Meinst du also tatsächlich, dass Blogs nur ihre Daseinsberechtigung haben, wenn Mehrwert veröffentlicht wird? Wenn man etwas ins Netz stelle, was noch nicht ins Netz gestellt wurde?

    Für mich hat dieser Beitrag von dir ganz viel mit Frustabbau zu tun. Mein persönlicher Blog – du weisst das auch – generiert alles andere als Mehrwert. Will ich aber auch gar nicht. Lesen und Schreiben, insbesondere dieses verflixte Schreiben brauche ich zum atmen. Wenn ich dann ab und an noch andere damit erfreuen kann, umso besser.

    Grüsse, nic

  2. Ja, ich hab das durchaus ernst gemeint. Für mich macht es keinen Sinn (mehr) ein Blog zu haben, nur um zu repetieren. Dafür gibt’s eben genug andere Plattformen.

    Das ganze ging gar nicht gegen Dich, obwohl Du dich offensichtlich angesprochen fühlst. Ausserdem gibst du dem ganzen ja mit deinem Abschlusssatz auch einen Sinn. Letztlich geht’s mir um denjenigen. Ich finde das für meine eigenen Ansprüche in meinem eigenen Blog (mittlerweile) zu wenig.

  3. Chris, aber an wen ging es dann? An dich selbst? Nur dich selbst? Dann müsste man aber einige Sätze anders schreiben, umstellen. :)

    Aber klar, wenn es um deine eigenen Ansprüche geht? Das musst du mit dir selbst ausmachen.

    Klar fühle ich mich mit diesen Zeilen auch angesprochen. Da bin ich aber wohl nicht der einzige (vielleicht der einzige, der einen Kommentar dazu hinterlässt). Aber du kannst mir nicht absprechen, dass da bei dir eine gewisse Unzufriedenheit (vor-) herrscht, nicht?

    Grüsse, nic

  4. Nein, nicht nur an mich selbst.

    Und ja, Unzufriedenheit. Mit meiner eigenen gefühlten Unfähigkeit, hier konstant etwas für mich Sinnvolles hinzubekommen, aber auch unzufrieden mit den ganzen „Meckerköpfen“ in der Blogosphäre, die immer nur anprangern ohne konstruktiv zu sein.

    Klar, man mag sich gerne mal auskotzen. Klar mag man einfach gerne mal etwas erzählen. Aber „der Apple store ist down“ ist etwas, das ruf ich meinem Kollegen im Büro zu, da schreib ich allenfalls noch einen Tweet drüber, aber dafür braucht man doch wirklich keinen Blog.

  5. Denke du hast wieder ins Schwarze getroffen, wie so oft. Finde auch das man in sein Blog Mehrwert zur Verfügung stellen sollte. Aber wie immer Ansichtssache, es soll ja auch Leute z.B. in Twitter geben die ihren Account auf „Privat“ gestellt haben. Dann ist es wirklich ihr persönliches Tagebuch, da es sonst keiner es lesen kann.

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