100 000 rpm

Hunderttausend Umdrehungen pro Minute. Das dürfte in etwa Steve Jobs im Grab beschreiben, wenn er hiervon erfahren würde.

Aber fangen wir mal ganz unbedarft an:

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Oh, ein iPhone 5C !

Bislang alles normal, die Packung ist halt etwas ramponiert. Aber weiter:

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Immer noch ein iPhone 5C. In Grün. Jöh. (Die „Plopfolie“, in die das Gerät eingewickelt war habe ich entfernt. Eigentlich gar nicht so Apple – like, aber egal)

Bis jetzt alles noch halbwegs normal. Also mal anschauen:

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Hmja, alles gut. Ein iPhone 5C in grün, mit Lightning Connector, und Nano-SIM Slot. Also mal einschalten:

 

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Yep. Apple.

Bootzeit halbwegs normal. Startscreen:

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Und unlock:

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Huch, ist das nicht ein iOS6 Dialog? Hm…. so langsam wird man stutzig.

Mal schauen, wie so die Apps aussehen…

Ja so ungefähr noch normal...
Ja so ungefähr noch normal…aber doch auch iOS6? Hm….
Komische Schrift...
Komische Schrift…
Ähm... Multitasking? iOS6?
Ähm… Multitasking? iOS6?
Spätestens jetzt merkt dann jeder, dass hier was faul ist.
Spätestens jetzt merkt dann jeder, dass hier was faul ist. Das ist die „Maps“ App. 

Ok, ihr habt’s bemerkt. Das ist gar kein iPhone. In Wahrheit ist das sogar ein Android-Phone. Mit einem ganz komischen Android 4.1.9 drauf. Und bereits „gerootet“ ab Werk. Mit einer Device ID, die auf „0123456789ABCDEF“ lautet. Im Ernst. Und debugging immer aktiv.

Ich wollte ja auch gar kein iPhone 5C kaufen, sondern suchte eigentlich nach einem günstigen Android-Gerät zum Apps entwickeln. Auf diesen „Direktimport“ aus China bin ich aus Zufall gestossen. Und ich muss sagen, die Kopie ist schon mehr als dreist. Apple Logo überall. Dimensionen stimmen fast exakt überein. Der Screen ist natürlich kein Retina-Screen (nur 854 x 480) , und der Prozessor nur ein MTK6515 chinesischer Herkunft. Aber selbst beim Zubehör sind sie verdammt nahe am Vorbild:

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Abstriche muss man dann doch machen: das Headset ist bei weitem „brüchiger“ als das original, und hat zudem keine Laut-Leise-Schalter (nur Mikrofon). Das Dock-Kabel ist aber tatsächlich Lightning-Kompatibel, wobei sich das Gerät am Apple-Rechner natürlich nicht als iPhone meldet (sondern als Android-Gerät). Dafür bekommt man ein nettes UKW-Radio dazu:

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Funktioniert aber nur mit eingestecktem Kopfhörer: Radio

Die Hardware an sich ist recht schwach ausgestattet: nur 512MB RAM, nur 4GB Flash (obwohl in den Einstellungen 32GB steht – da haben sie aber nur den Text von einem echten iPhone abgekupfert – übrigens inklusive identischen Lizenzbedingungen von Apple!)

Ich kann mir aber vorstellen, dass wenn man keine grossen Ansprüche hat, man da durchaus ganz gut mit durch die Gegend kommt. Der Akku wird mit 1800mAh nicht sonderlich lange durchhalten. Mangels 4G dürfte das aber auch nicht viel weniger sein, als die original 5C-Akku-Laufzeit.

Bleibt noch: der Preis. Für gerade mal 1/8 vom Preis für das kleinste iPhone bekommt man hier tatsächlich ein brauchbares Gerät, welches aber bei der Bedienung immer mal wieder kleinere Macken in der simulierten iOS6/7 hybrid-Software zeigt.

Wo man das kriegt? Das werde ich hier jetzt nicht schreiben. Ich würde auch davon abraten, das zu bestellen. Es ist durchaus möglich, dass der Zoll das aufgrund von Markenschutzverletzungen beschlagnahmt.

Und eben: Steve würde rotieren. Sehr. Schnell.

Apple feuert Forstall

Von golem.de:

Apple hat seinen Chef der Mobile-Sparte Scott Forstall entlassen, weil er sich geweigert hatte, sich für den katastrophalen Start der Karten-App in iOS 6 zu entschuldigen. Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf interne Unternehmensquellen. Apple gab den Abgang von Forstall am 29. Oktober 2012 bekannt.

Ich glaube zwar nicht, dass mein Artikel auf blogofon.ch dafür ausschlaggebend war. Ich finde aber interessant, dass mit Forstall nun ein damals enger Vertrauter von Steve Jobs geht, und mit den Worten zitiert wird „es gäbe bei Apple keine Entscheider mehr“ seit Steve weg ist.

Ehrlich gesagt: das glaube ich auch. Seit einem Jahr gibt es eigentlich nur noch eher fade Updates der Apple Produkte (doch, mein iPhone 5 gefällt mir sehr, das nur dazu – schlechte Produkte machen sie nicht!) und es fehlt eigentlich bei jedem Update der „Wow-Effekt“. Das liegt meiner Meinung nach fast ausschliesslich am drögen Chef Tim Cook. Eine Schlaftablette hat ja mehr Enthusiasmus als der. Da kann er noch so oft „amazing“, „tremendous“, „revolutionary“ sagen. Man nimmt es ihm nicht ab. Cook ist ein Optimierer. Kein Innovator. Zuständig für Operations bevor er zum CEO wurde, versucht er aus den bestehenden Produkten das meiste Geld herauszubekommen.

Darum müssen wir auf den „Wow“-Effekt womöglich noch länger verzichten. Schliesslich kann man mit dem Vorhandenen (z.B. einem 2 Jahre alten A5 Prozessor) ja noch prima neue Produkte machen (z.B. iPad mini). Ich fürchte, dass sich hier der gleiche Weg von Apple anbahnt, der nach dem ersten Weggang von Steve Jobs von Apple 1985 sein Bahn nahm: Erfolgreiche Produktlinien enden in einer Reihe Fehlschläge, und die Kunden wandern ab zu Konkurrenzprodukten. Nur dass es diese nicht ein Microsoft-OS ausführen werden, sondern eins aus dem Hause Google.

Schade. Scheinbar hängt es doch immer wieder an einzelnen Personen.

Steve

Ich wollte mich eigentlich an den ganzen Huldigungs-Blog-Beiträgen nicht beteiligen. Aber irgendwie kribbelt es doch in den Fingern. Jetzt muss der gute Steve doch tatsächlich an meinem Geburtstag sterben. Wie als würde er sagen: Hey, ich bin zwar jetzt weg, aber du hast doch in der aktuellen Lebenssituation genau das Potential, auch was zu bewegen.

Ja und das hat er. Etwas bewegt.

Es wäre vermessen, zu glauben, dass ein Steve Jobs nicht auch Einfluss auf mich gehabt hätte. Und ich meine jetzt nicht die unzähligen Geräte mit dem Apfel darauf in unserem Haushalt. Ich habe die Keynotes immer geliebt. Die Einfachheit. Die klare Sprache. Das reduzieren auf den Punkt. Nachdem ich das Buch „How to look insanely great in front of any audience“ gelesen und ein wenig hinter die Apfel-Präsentations-Vorhänge geschaut habe, hat das signifikant meine eigenen Präsentationstechniken beeinflusst. Mit sofortigem positiven Feedback, sogar  schon nach den ersten holperigen Optimierungsversuchen.

Ich denke, seine Arbeiten, aber auch seine Lebenszeit, die man zur Verfügung hat, auf das Wesentliche zu konzentrieren – das wäre mir nicht in der Deutlichkeit klar geworden, wäre ich damit nicht in Kontakt gekommen. Mir wären die Techniken nicht klar geworden, die es dazu braucht. Mir wäre der Absprung aus einer Burnout-Rotationsschleife vielleicht nicht gelungen, weil vorher mehr immer besser war. Aber es ist eben nur besser wirklich besser. Und besser heisst eben ganz oft „weniger“.

Danke, Steve, für diese Impulse. Rest in peace.