Start-Up ; Start-Down

Seit heute ist es nun soweit. Das Start-Up Unternehmen, dem ich seit Mitte 2010 mit Anschub geleistet habe, habe ich verlassen. Nun ist Zeit, Luft zu holen, abzuschalten, und sich damit auseinanderzusetzen, was alles gut und was alles schlecht war.

Zunächst mal möchte ich die Zeit nicht missen. Mehr oder weniger zu zweit in einer Firma – das ist Arbeit ohne Reibungsverluste. Entscheidungen müssen nicht in endlosen Meeting-Runden entschieden werden, sondern werden in der Regel kurzerhand besprochen und umgesetzt. Nötige Hardware/Software wird einfach bestellt (sofern Budget da ist). Nötige Server Software wird einfach installiert. Aber: eben alles immer selber. Ich habe glaube ich über das Wesen einer Firma mehr gelernt, als in den 6 Firmen vorher. Ich habe von Server-Administration, Programmierung auf allen erdenklichen Plattformen, Projektleitung, Consulting, Produktmanagement, Marketing und Verkauf bis zum Putzen alles gemacht. Und in jedem etwas dazugelernt.

So ein kleines Start-Up macht einem zwei Sachen auf brutale Weise klar:

Zum einen merkt man gleich, dass man im kleinen Team sehr viel effizienter ist als jede grössere Firma. Meine Kunden haben zum Teil Mühe mit meinen schnellen Reaktionszeiten gehabt, und haben für jede Änderung in Software, für die ich einen Tag gebraucht habe, zum Teil 4 Wochen zum verifizieren gebraucht.

Das andere sind jedoch die alltäglichen Limitierungen. Eine Dienstreise fünfmal überlegen müssen. Mögliche Patente danach abwägen, wann man auf welche Weise wie viel in welches Patent stecken kann, nur um ein Mindestmass an Schutz der Ideen zu wahren, ohne tausende, zehntausende von Franken investieren zu müssen. Oder auch einfach die kolossale Unbekanntheit der eigenen Firma. Kunden finden – extrem frustrierend.

Tolles Produkt! Leider gerade kein Projekt…

Mut machen einem die Gespräche mit (leider nie zu diesen gewordenen) potentiellen Kunden, denen man sein Produkt vorstellt, und die durchweg begeistert sind. Frustrieren tut einen dann leider umso mehr, dass keiner bereit war, diese Produkte wirklich in eigenen Projekten einzusetzen.

So bin ich nun aus wirtschaftlichen Gründen entlassen, und werde im neuen Jahr Tablet-Software entwickeln. Ein Hobby quasi auch zum Beruf gemacht. Ein „Start-Down“? Wieder in eine (zwar noch kleine, aber doch) etwas grössere Firma.

Würde ich es wieder tun? Wenn die Idee mich reizt, wenn das Team super ist – vielleicht schon. Ich würde mir aber vorher mehr überlegen, ob das Produkt, was man entwickelt, real existierende Probleme, von real existierenden Kunden löst, und ob das Geschäftsmodell die Firma (zumindest irgendwann mal) finanzieren kann. Und diese Überlegung macht nicht nur für Start-Ups Sinn.

Ein Gedanke zu “Start-Up ; Start-Down

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