Datenleichen

Ich bin ungefähr seit 1996 aktiver Internet-Nutzer. In diesen mehr als 15 Jahren, habe ich jede Menge Plattformen benutzt, die ich heute schon gar nicht mehr aufzählen könnte. Habt ihr euch schon einmal gefragt, wo ihr überall eure Login-Daten registriert und hinterlassen habt? Und wie viele (oder wie wenige) von diesen Plattformen heute noch existieren? Mit dabei sind Online Shops (hey, letsbuyit.com !), Webforen, Newsletter, Social Media Dienste… ich bringe das nicht hin, alle davon in einer Liste aufzuzählen, aber bei mir sind das sicher weit mehr als 100 Dienste.

Und was passiert mit den Daten?

Letsbuyit.com ist schon lange Pleite. Gut, die Kreditkarte, die sie von mir hatten, ist schon lange abgelaufen. Die Adresse, die dort drin stand, da wohnt schon lange jemand anderes. Aber die E-Mail Adresse… ja, die geht heute immer noch. Und mein Alter wissen sie auch. Sprich, selbst nach einer Pleite ist die Kuundendatenbank noch etwas wert. Aber was passiert damit?

Im Bestfall werden die Daten mitsamt der Infrastruktur verschrottet. Oder verstauben in irgendwelchen Archiven, ohne dass jemand weiss, was da verstaubt. Oftmals wird jedoch der „Nachlass“ von einem Insolvenzverwalter verhökert. Ich nehme mal an (das lässt sich von meiner aktuellen Lage aus  schlecht recherchieren) dass Addressein- und verkäufer besonders hier fündig werden. In viel häufigeren Fällen jedoch geht der Besitz – also auch die Daten – in eine andere Firma über. Die müssen sich dann nicht mehr an die Datenschutzvereinbarungen vom ursprünglichen Dienst halten – oder doch?

Ich denke zwar, dass das alles gar nicht so schlimm ist, aber ein wenig mulmig ist mir schon dabei, dass ich eigentlich schon gar nicht mehr weiss, in welchen Datenbanken ich überall meine „Duftmarke“ hinterlassen habe. Wer weiss schon was alles mit den vergammelten Daten angestellt wird?

4 Gedanken zu “Datenleichen

  1. Hi Chris.

    Nein. Ich denke, das ist nun wirklich nicht so schlimm. Aber natürlich – dein Beitrag zu diesem Thema animiert schon dazu, darüber mal (wieder) nachzudenken – sagen wir 10 Sekunden? :)
    Im ernst; in meiner ganzen digitalen Karriere hat mich eine solche Vergangenheit bis zum heutigen Tag nicht eingeholt. Oder jedenfalls nicht so, dass ich es als Negativ einstufen müsste. Inklusive den irgendwo hinterlassenen Adressdaten oder Kreditkarten-Angaben. Vielleicht ist es auch so, dass ich mich von Beginn weg wirklich hinterfragt habe, wo ich was an Spuren hinterlasse, als munter auf alles drauflos zu klicken. Ich weiss es nicht. Und mit den Duftmarken halte ich es so: ich war und bin uninteressant. Was will man also damit anstellen? Dann vielleicht nochmals das Thema Kreditkarten und so: da habe ich – im Gegensatz zu vielen anderen – keine Berührungsängste. Schliesslich kontrolliert man doch seine Kreditkartenabrechnungen genau. Sollte da mal was nicht stimmen, dann ruft man eben beim Support an und klärt die Sache. Bei mir übrigens dreimal schon vorgekommen. Und bei jedem dieser Fälle wurde die angebliche Zahlung anstandslos gestrichen. Das kam aber insbesondere während meiner Zeit in den USA vor – komisch, nicht? :)

    Nein, es ist nicht schlimm. Vielleicht rede ich mir das nur ein. Und vielleicht werde ich eines Tages des besseren belehrt. Doch bis dahin wird noch viel Zeit vergehen – wahrscheinlich bis nach meinem Ableben…

    Grüsse, nic

    1. Vielleicht bin ich da auch paranoid. Hatte damit auch noch nicht bewusst Probleme, aber sowas merkt man dann wahrscheinlich nur im Ernstfall?`Was ist z.B. mit den Passwörtern, die man überall benutzt? Da nimmst du ja auch nicht immer neue, oder doch?-)

  2. @skubo

    Passwörter? Du lieber Himmel, da sprichst du tatsächlich ein leidiges Thema an. Aber auch hier; da habe ich mindestens drei Passwörter, die ich immer und immer wieder nutze. Einfach so. Aber das auch seit Jahren. Und nix passiert. Wobei ich jetzt vermehrt – tatsächlich – unterschiedliche Passwörter benutze. Mit entsprechenden Hilfsmitteln (die mich dann wieder an diese Passwörter erinnern) ist dies ja heutzutage nicht mehr so fremd bzw. schwierig.

    Grüsse, nic

  3. Guter Beitrag! Daran hatte ich bisher nicht gedacht. Ich denke, man kann sich jedoch gut vor Konzequenzen schützen.

    Beispielsweise nutze ich bei kleineren Diensten eine Prepaid Kreditkarte, auf die jeden Monat 200 CHF automatisch überwiesen werden (ansonsten möglichst immer mit PayPal oder Google Checkout bezahlen). Bei grösseren besteht die Gefahr zwar trotzdem, jedoch habe ich dort eher das Vertrauen, dass mit den Daten auch nach einem Konkurs sorgfältig umgegangen wird.

    Bezüglich Passwörter: Passwort-Manager – nutze für absolut alles ein eigenes Passwort. Nur noch paar alte, ungenutzte Profile sind mit meinem ehemaligen Standard-Passwort versehen (die, die wohl schon mal gehackt oder pleite gegangen sind).

    Alle weiteren Daten (E-Mail Adresse, Name/Vorname, Geburtsdatum, Adresse) hat man – wenn man will – binnen paar Minuten ausfindig gemacht, solange der andere etwas im Web unterwegs ist. Sei es über Whois (Screenshot: http://scr.banholzer.me/VMkrowO.png), über’s Telefonbuch, MoneyHouse/Monetas, das Facebook Profil usw. Dies gilt auch für zwielichtige Adresseinkäufer – mit einem Web-Spider und einer guten Ausrede komen die trotzdem an unsere Daten.

    Ich mache mir mittlerweile keine Gedanken mehr darum – wenn mir jemand etwas böses will, macht er das mit oder ohne meinen Daten in alten Datenbanken. Für alles andere gibt es Post-Annahmeverweigerungen, Spam-Filter, Versicherungen und – notfalls – die Polizei.

    Liebe Grüsse
    Ueli

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