Alkoholiker gibt’s gar nicht. In Bielefeld.

So, Herr Villiger. Ich verstehe ja, dass man die Welt in mitten von dickem Zigarrenqualm nur vernebelt wahrnimmt. Aber vielleicht sollten Sie mal für fünf Minuten den Stumpen ausmachen, das Fenster öffnen, den Cognac beiseite stellen und sich die Welt anschauen. Wenn Sie das mal tun würden, würden Sie vielleicht (vorrausgesetzt der Promille-Level sinkt unter 0.3) erkennen, wie das so tatsächlich in der Welt aussieht. Zum Beispiel brauchen sie nur mal mit dem Monikaheim reden. Das ist ein Kinderheim, in dem Kinder leben, die ihren Eltern entzogen wurden. Was meinen Sie, warum die wohl dort sind, und nicht bei Ihren Eltern? Ach so, wir verstehen das wohl alle nicht richtig, die Kinder müssen da ja untergebracht werden, damit die Eltern mehr Zeit zum Drogen nehmen und Alkohol trinken haben – die kommen ja sonst nicht dazu!

Wann sind Sie, Herr Villiger, das letzte mal abends am HB in Zürich gewesen? Ach so, Sie fahren ja wahrscheinlich gar nicht Zug. Und wenn, dann bestimmt erste Klasse. Die in der ersten Klasse machen das auch sehr viel diskreter, da haut man sich nämlich vorher beim Sales-Meeting schon eine Flasche Wein rein, und im Abteil wird dann mit dem Flachmann aus der Tasche seelig lächelnd dem Sitznachbarn zugeprostet – so ein Absacker darf doch schon mal sein, nicht? Also so 1-2 Flaschen. Und dann zu Hause die Frau schlagen, weil die ja an allem Schuld ist. An was eigentlich? Ach egal, nehmen wir noch einen.

Suchtkliniken gibt’s eigentlich auch nicht. Haben Sie völlig recht. Das ist alles sicher linke Propaganda.

Wissen Sie was? Sie haben mir die Augen geöffnet. Wie konnte ich mir das nur alles einbilden. Alkoholiker gibt’s ja gar nicht. Genau wie Bielefeld.

2 Gedanken zu “Alkoholiker gibt’s gar nicht. In Bielefeld.

  1. Exzellent geschrieben Gefällt. Sehr.
    Gehören die 20Min zu deiner (Pflicht-) Lektüre? Ich hoffe nicht…
    Nun denn. Gehe ich mal trotzdem davon aus, dass Herr Villiger richtig verstanden und zitiert wurde (du weisst schon, keine Alkoholiker und so…), dann wäre massives Kopfschütteln und eine tiefe Ohnmacht der richtige Ausdruck; was mich persönlich anbelangt.

    1. Nein, 20min ist normalerweise weder meine Lektüre, noch Pflicht. Wurde aber mehrfach durch die Twitter/FB/etc. Timelines gespült.

      Da 20min nicht gerade ein „Qualitätsblatt“ ist, stimm ich deinen Bedenken bezüglich richtigem Zitieren zu, allerdings kam bislang keinerlei Widerspruch oder Gegendarstellung.

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