Wie viele Paradigmenwechsel pro Jahr verträgt der User?

Nachdem der Blackberry Chef (ja, auch z.T. zurecht) über das 5 Jahre alte Homescreen-Design des iPhones ablästerte, und alle Apple-HasserNichtsogernmöger das gerne als Shitstormvorlage nehmen, möchte ich das gerne einmal von einer anderen Seite betrachten.

Mr. Blackberry meint, der Markt sei schnell und innovativ, also muss man fast-paced immer alle Innovationen mitmachen. Ich bin mir da nicht so sicher.

Ja, es gibt „early-everything-adopter“, die immer jedes neue Gadget, jedes neue Update und jeden neuen Tweak haben müssen. Für diese Leute ist das Apple UI wirklich „alt“. Beruflich habe ich aber mitlerweile mit Leuten zu tun, die sich nach 30 Jahren im Beruf nicht mehr an eine neue Benutzeroberfläche für unsere Software gewöhnen wollen oder können. So implementieren wir auf hochmodernen Rechnern und Technologien ein Nutzerinterface von Annodazumal. Ich glaube, dass dies beschränkt auch für den Smartphone-OS Markt zutrifft. Viele Leute haben sich einfach an den Homescreen gewöhnt. Ein Umstieg für nicht-Nerds vom iPhone auf Android ist durchaus nicht so leicht, wie viele Nerds immer behaupten. Viele der heutigen Smartphone Nutzer/innen können nicht einmal mit einem PC umgehen. Man denke auch nur an die vielen „Mach-dass-das-UI-wieder-so-aussieht-wie-bei-Windows-2000“-Hacks für Windows Vista/7/8 – weil vielen Leuten das Umgewöhnen so schwer fällt.

Ist es also gut, jedes Jahr radikale Änderungen an der Bedienung zu machen, wenn man schon eine grosse Nutzerbasis hat? Wie viele Paradigmenwechsel verträgt der Durchschnitts-User pro Jahr?

Ohne Frage kann man sehr viel verbessern an iOS. Gerade ein so zentrales Element wie den Home-Screen dürfte aber Apple bei den nächsten Updates nur graduell ändern. Eigentlich so, wie sie es bei Mac OS X schon seit Einführung tun. Sonst wandern eher noch mehr Nutzer ab – und mal ehrlich, wie viel Prozent der Nutzer sind Nerds?

Soll ich, oder soll ich nicht?

Ich hatte vor 2 Jahren schon einmal die Frage in die Runde gestellt: Soll ich meine Dampfradio-App auf weiteres Mobile-OS ausser iOS portieren? Die Antworten damals waren nicht sehr eindeutig, so dass ich den doch erheblichen Aufwand erst einmal gelassen habe.

Nachdem ich jetzt beruflich „zum Feind“ übergelaufen bin, und auf Android Apps entwickle, stelle ich mir schon die Frage: Soll ich? Es wäre allenfalls doch nicht so viel Aufwand, wie vor 2 Jahren. Und selbst für eine Portierung auf WinPhone wäre ich gerüstet.

Trotzdem bin ich mir nicht sicher. Gerüchten und Berichten zufolge kaufen Android Nutzer sehr viel weniger Apps als iOS Nutzer. Und die Zahl der Raubmordkopierer ist auch höher. Es fällt mir so sehr schwer einzuschätzen, ob sich meine dafür spärlich verfügbare Zeit rentieren würde, zumal der Playstore ebenfalls schon mit Radio-Apps überflutet ist.

Also: Soll ich, oder soll ich nicht?