Karriere machen

Irgendwie ist doch die ganze Gesellschaft darauf gepolt, dass „man Karriere machen“ muss. Sämtliche Unternehmen sind hierarchisch organisiert, und angesehen ist nur „der Chef“ (männlich, weil Chefinnen haben es leider selbst damit schwer). Wir wählen uns nicht Entscheidungen (gut, die Schweiz mag hier eine der ganz wenigen guten Ausnahmen sein), sondern Präsidenten, Kanzler, Kleintierzüchtervereinsvorsitzende.

So haben mir auch alle eingeredet, es wäre „gut für meine Karriere“ dass ich Projektleiter werde. Dass ich dann irgendwann „Produktmanager“ wurde, war ein „Karriereschub“. Mei, ich war sogar mal kurz Abteilungsleiter.

Hat es mir gut getan? Hat es der Firma gut getan?

Nein! Ich habe mich hoffnungslos überarbeitet, mit den Überstunden hätte man Schwimmbäder füllen können. Ich konnte nur noch als „Moderator“ arbeiten, aber Gestaltungsspielräume wurden eher immer weniger, als mehr. Angeblich soll das besser werden, wenn man eben noch mehr „Karriere“ macht. Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass Karriere einen zu einem leblosen, gefühlslosen Galeerensklaven macht, der allen und allem nur noch hinterherläuft statt zu gestalten, und sich am Ende wie ein Zombie damit selber auffrisst, während man anderen auf dem Weg nach oben Ellenbogenchecks verpasst.

Aber weiter oben soll’s ja besser sein, jedenfalls finden einen dann alle toll.

Wirklich? Ich habe in all meinen Jobs immer wieder festgestellt, dass „die da oben“ eigentlich eher gehasst als geliebt werden. Auch Colin Powell sagte: Die Luft auf dem Gipfel ist dünn. Und die Pfade dahin auf dem Mount Everest voll mit Scheisse von denen, die es vor Dir schon versucht haben (der war jetzt von mir).

Warum finden trotzdem alle, dass Karriere machen so toll ist? Macht euch das alle wirklich glücklich? Warum verkaufen sich dann gerade „Glücksbücher“ so gut? Mich reizt es vorerst nicht mehr. Darum arbeite ich jetzt wieder in der Softwareentwicklung – ohne Karriere, aber glücklicher.

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