Eigene Infrastruktur oder „Cloud“?

Bis vor kurzem war die „Cloud“ immer noch total hip. Von Dropbox, Google Drive, iCloud, Office 356 – u.v.w. Juhu, der überall-Access auf die Daten sollte möglichst gratis auf den Servern von meist amerikanischen Firmen liegen. Wohlgemerkt: die „eigenen“ Daten.

Die Kritiker, die vor der NSA Geschichte kritisierten, dass die Daten ja von diesen Unternehmen benutzt oder gar missbraucht werden könnten wurden vielerorts nicht wirklich ernst genommen. Man findet ja Werbung, die einen interessieren könnte besser, als Werbung, die einen nicht interessiert. Oder so.

Tja. Ganz mal von der NSA Geschichte abgesehen – ich frage mich, ob es da nicht auch ganz andere Argumente für eigene Cloud-Infrastruktur gibt. Z.B. Feature-Unabhängikeit. Was ist, wenn Apple, Google und Co plötzlich bestimmte Funktionen nicht mehr unterstützen? Wenn Speicher plötzlich was kostet? Oder limitiert wird? Wenn die Firma verkauft wird (ok, bei Google, MS und Apple eher weniger das Thema, aber Dropbox?)

Aber eigene Hardware kostet Geld?

Nun – eigentlich nicht. Nur Zeit. Die ist meiner bescheidenen Meinung nach nicht gleich Geld – wenn es nur die eigene Zeit ist. Wir haben doch mitlerweile fast alle eine DSL- oder Kabel-Flatrate-Internetleitung. Und die Server-Hardware muss es auch keine Enterprise-Lösung sein, wenn man nur alleine oder mit der Familie darauf zugreift. Zum Beipspiel kann man einen RaspberryPi mit einer Solid-State-Festplatte per USB ausrüsten. Das Gespann braucht so wenig Strom, dass es über den USB-Port meiner Fritz-Box versorgt werden kann. Gut, eine Fritz-Box hat vielleicht auch nicht jeder, aber einen Router/Modem oder Access Point schon. Den muss man lediglich so konfigurieren können, dass die entsprechenden Dienste auf den Raspberry geleitet werden, und die eigene IP-Adresse über einen Dyn-DNS-Dienst publiziert wird. OwnCloud drauf – schon hat man eine effiziente Hardware-Lösung für unter 200 Franken, und die Daten unter Kontrolle. Ja ich gebe zu, eine Lösung für Technophobiker ist das nicht gerade. Aber vielleicht schnürt da mal einer ein schönes vorkonfiguriertes Bundle daraus? Oder AVM baut Owncloud mal direkt in die Fritz-Box ein?

Ich sehe Cloud Dienste immer kritischer. Es erhöht die Anzahl der Abhängikeiten zu Service Providern – und die können immer mal wieder ausfallen, spinnen – oder der NSA alle Daten weiterleiten.

Oder wie seht ihr das?

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6 Gedanken zu “Eigene Infrastruktur oder „Cloud“?

  1. Um deine Frage (im Titel) gleich aus meiner Sicht zu beantworten: Beides. Ganz klar. Kritisch hätte man die Cloud-Lösungen nicht erst seit NSA und Co. betrachten sollen. Aber anscheinend gab es da in der Vergangenheit tatsächlich Leute, die wirklich der Ansicht waren, da in den Wolken sei alles SICHER. :)

    Fakt war, ist und wird es immer bleiben: SICHER ist alles unsicher.

    Was früher für mich galt gilt heute noch: In erster Linie muss man sich halt gut überlegen, was man in den Cloud-Diensten ablegen will. Alles andere gehört auf eine Festplatte, schon bei sich zu Hause. Punkt. Cloud-Dienste machen durchaus Sinn und vereinfachen einzelne (Arbeits-) Schritte. Aber eben; nicht alles und nicht überall.

    Grüsse in deine Richtung, nic

  2. Clouddienste erleichtern uns das Leben ungemein, ich mag schätze und nutze sie sehr viel. Ich hab auch schon mein eigenes Owncloud, Baikal, Wiki und Kram aufgesetzt, aber ganz im Ernst? Wer schafft das denn da draußen? Vor allem wenn man sich dann noch einen Raspberry kaufen muss und da dann in der Linuxshell irgendwas konfigurieren muss.

    Was du und viele andere Vorschlagen ist einfach nicht massentauglich. Abgesehen davon, dass du bei einem FTP auch vom Anbieter abhängig bist und zu Hause halt von deinem Kabelanbieter/ISP oder davon, dass der Hamster nicht das Kabel durchbeist, der Blitz deine Elektrik nicht grillt oder der bagger vor der Tür dein Kabel ausbuddelt.

    Das Internet geht nicht ohne Abhängigkeit.

    1. Wenn du meinen Artikel richtig gelesen hättest, hättest du gesehen, dass mir das auch klar ist, dass das Otto-Normal-Schweizer nicht kann. Ich schrob aber auch dazu, dass man so etwas ggf. als vorkonfigurierte Box eben so tauglich verkaufen könnte.

      Und nur nebenbei: die Cloud funktioniert auch nicht ohne deine Internet Leitung.

      1. Ich hab deinen Artikel richtig gelesen. Es gibt heute schon solche Bundle. An jede FritzBox kann man eine Festplatte hängen und via FritzOS freigeben. Die Synologie DiskStations sind auch einfach mit Cloudanbindung einzurichten. Aber die einfachste Lösung ist nunmal bei den großen Anbietern wie Dropbox und Google.

        Bei einem vorkonfigurierten Bundle wird dann aber auch wieder die Angst vor einer Backdoor da sein. Wieso sollte ich einem FritzOS vertrauen? Wieso sollten Geheimdienste nicht auf meinen NAS zu Hause zugreifen. (kleiner Trojaner auf den PC und schwups ist es auch egal wo du deine Daten hast.)

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