Das Newsdilemma: bye bye Qualität.

Seien wir doch mal ehrlich: Seit News auch im Internet verfügbar sind, ist unser Wille, für Zeitungen bzw. Zeitungsmeldungen zu bezahlen doch rapide gesunken. Noch dazu ist das konsumieren sehr viel einfacher geworden. Kein unhandliches Papier (schon mal eine Grossformatzeitung in der S-Bahn oder im Flugzeug voll aufgeschlagen gelesen? Wie viele Plätze braucht man dann? Drei?), schnelleres navigieren, Suche, „read later“, Bookmarking, Sharing, u.v.m. Aber Bezahlen? Nein. Selbst wenn die Lieblingszeitung plötzlich eine „Pay-Wall“ (= „Bezahlschranke“, nur weiterlesen, wenn bezahlt wird) hochzieht, warum zahlen, wenn es die gleichen Meldungen nebenan weiterhin gratis gibt?

Die Zeitungen haben das in den letzten Jahrzehnten gemerkt. Viele haben Redaktionen verkleinert, Print-Auflagen verringert, oder gar komplett eingestampft. Werbe-Einnahmen sind wohl bei Online-Angeboten sehr viel geringer, als bei Print (oh ja, ich wollte so in 2007 mal eine Anzeige in der Süddeutschen schalten, relativ klein. Bei dem fünfstelligen Betrag den wir da zahlen sollten habe ich aber abgewunken…).

Das „Online-Zeitalter“ in der News-Branche hat aber auch eins wesentlich vereinfacht: Das „Abschreiben“.

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Auch der Zeitdruck ist grösser geworden. Meldungen verbreiten sich mittlerweile so schnell, dass ein „wir müssen das auch bringen“ gar keine vernünftige Recherche mehr zu lässt (Es gab einmal die Behauptung: „das einzige, was sich schneller verbreitet als Licht, sind Gerüchte“). Morgen liest das dann ja eh keiner mehr.

Und dennoch: Im Netz wird wieder und wieder über die Medien hergezogen, dass da nur noch abgeschrieben, Mist geschrieben, falsch geschrieben wird. „Quelle: Internet“, „Foto: Twitter“. Auch mir gruselt das, wenn ich so etwas bei den „Leitmedien“ lese. Aber: kann sich denn heutzutage eine Zeitung z.B. noch Auslandsreporter leisten?

Nein. Wir sind hier in einer Sackgasse gelandet, aus der wir so leicht nicht herauskommen. Echte Recherche, gute Stories, ausführliche Berichte kosten einfach Geld. Zu viel, als dass der aktuelle Markt das her geben würde. Die Sensationsschlagzeile hingegen ist schnell erfunden gefunden. Die kostet leider immer noch recht wenig. Erfinden geht eben auch schneller, als finden.

Hilft also eine Fokussierung auf Kernthemen, Spartennews? Wahrscheinlich nicht – denn so besetzt man eine Nische, d.h. die (potentiell zahlende) Kundschaft wird noch kleiner. Öffentlich rechtlich finanzierte Redaktionen? Wohl kaum. Weder sind die „unabhängig“ (sondern quasi Regierungskontrolliert) noch unterliegen diese dann keinen anderen Zwängen, als oben beschrieben.

Der einzige Weg heraus kann also nur die Wertschätzung seitens der Konsumenten sein. Gerne für etwas zahlen, was höhere Qualität bietet. Auch für etwas zahlen, was vielleicht nicht sekundenaktuell ist. Keine „Instant-Medien“ hypen. Slow Food, statt fast Food.

Ich kann mir das aber leider schlecht vorstellen, dass eine ausreichende Masse an Konsumenten dazu bereit ist. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass eventuell dadurch erzeugte Einnahmen lieber an die Shareholder verteilt, statt in Qualität investiert zu werden.

Also: finden wir uns damit ab. Hört auf zu motzen.

Ein Gedanke zu “Das Newsdilemma: bye bye Qualität.

  1. Da habe ich mich schon lange daran gewöhnt. Ich bin auch gerne bereit, für News Geld auszugeben und tue dies auch ab und zu. Warum nur ab und zu? Die meisten News sind so konzipiert, dass sie gratis abgegeben werden. Also sozusagen wertlos. Warum dafür zahlen? Für was ich Geld ausgebe, sind wirklich gute Reportagen. Ob dies nun News sind oder zeitlose Themen betreffen. Wenn die Qualität stimmt, zahle ich gerne dafür. Das andere nehme ich dort, wo ich es gratis bekomme. Habe aber auch keine Ansprüche daran.

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