Appell an die Softwareentwickler der Welt

Solche Bilder lassen bei mir immer die Hutschnur platzen:

Dieses ungemein nützliche, UNVERZICHTBARE völlig überflüssige HP Shortcut Manager Programm (was letztlich nur dazu dient, auf gedrückte Tasten am HP Scanner zu reagieren; nur ist der in 99.999% der Zeit, die mein Rechner läuft sowieso nicht angeschlossen!) frisst dermassen viel CPU-Zeit, dass eine Akkuladung vom Macbook statt 6-7 Stunden nur noch 1-2 Stunden hält. Nun bin ich mit Rechnern wenigstens noch soweit bewandert, dass ich erstens das Problem überhaupt bemerke, und zweitens mich im Mac OS X genug auskenne, um das Problem zu beheben (HP Scan Schrott wird beim Anmelden vom Benutzer gestartet, Systemsteuerung >> Benutzer >> Anmeldeobjekte >> entfernen ; macht vielleicht Sinn, dass ihr alle mal checkt, was für Schrott-Services dort noch gestartet werden). Die „Herr und Frau Schwyzer“, oder wie man im grossen Kanton sagen würde „Otto Normalverbraucher“ kriegen das vielleicht aber gar nicht mit. Manche bekommen es vielleicht mit, wissen aber nicht, wie sie es beheben können, fluchen dann auf Apple und Twittern das halbe Internet voll, dass das mit Steve Jobs nicht passiert wäre. Ja und manchen mag das tatsächlich sogar egal sein.

Nun: Mir ist es nicht egal.

Liebe Softwareentwickler dieser Welt. Es gibt Wege und Möglichkeiten, wie man Hardware-Services schreiben kann, die unter 0.5% CPU Last laufen. FANGT ENDLICH AN ZU LERNEN, WIE MAN SOFTWARE SCHREIBT!! Hört auf, ständig von unendlichen Ressourcen auszugehen. An einem Computer hängt in der Regel mehr Hardware, als nur der Scanner aus der eigenen Firma. Und es läuft meist mehr als nur ein Programm. Wer hier immer nur die Zeilen runter hackt ohne gross Nachzudenken, und dabei in Möwen-Manier („Findet Nemo“) immer nur „meins, meins, meins, meins, meins“ ruft, der muss sich nicht wundern, wenn eine gewisse Obst-ähnlich klingende Firma alleine mit iPads mehr Umsatz macht, als die oben genannte Firma mit PCs. Wer meint, Software hat keinen Einfluss auf die Umwelt, der irrt!

Zum Beispiel Stromverbrauch: Mein Macbook hat ca. 70Wh Akku-Ladung. Mit dem HP-Scanner-Krampf würde ich also mindestens die doppelte Energie für die gleiche Arbeit verbrauchen: macht 70Wh durch den Schornstein. Mal hochrechnen: 3 Akku-Ladungen in der Woche, mal 52 Wochen gibt etwa 10kWh. Wenn jetzt nur 1000 Leute weltweit das Problem haben, ein schlechtes Produkt gekauft und installiert zu haben (und das ist sehr niedrig geschätzt!) gehen jedes Jahr 10 Mega-Watt durch den Schornstein. Wegen schlechter Software. Und das war nur eine.

Software ist zwar schnell geschrieben. Deshalb mögen wir Software ja so gerne. Software ist eben – soft. Nicht verlötet, verschweisst, verschraubt. Wäre es das, würden wir uns den Einsatz von Ressourcen beim Programmieren wohl viel genauer überlegen. Aber Software läuft nun mal nicht ohne Hardware. Und wenn ich Software schreibe, die 2 CPU Kerne benötigt statt – effizienter programmiert – nur einem, und auf einem Server rund um die Uhr läuft, dann werden eben Ressourcen halt einfach verpulvert. Tag für Tag für Tag. Und die Webnutzer müssen länger warten, weil das Programm länger benötigt, um die Daten zu verarbeiten. Und der Browser auf der CPU im Rechner des Nutzers verbraucht dann auch mehr Energie – beim Nichtstun!

Wir haben Software heute überall. Von der Armbanduhr, über Geschirrspülmaschinen, bis in Smartphones, Computer und Server. In Fernsehern. Sogar in Staubsaugern. Und überall steht zu wenig Entwicklungszeit zur Verfügung, und schlechte Energieeffizienz der Software wird deshalb viel zu wenig beachtet.

Aber kostet ein wenig Bewusstsein und Nachdenken bei der Arbeit wirklich so viel Zeit? Einfach mal 2-3 Gedanken mehr beim Runterhacken der Zeilen Code zu spendieren, ob der extra-Thread, der 99% CPU braucht wirklich nötig ist?

Denkt mehr nach! Schreibt bessere Software! (Hier der 10 Seiten lange Rant über Adobe Flash gelöscht… ;-)

3 Gedanken zu “Appell an die Softwareentwickler der Welt

  1. Sehr sehr sehr guter Artikel :).
    Dem kann ich einfach nur zustimmen :).
    Erinnert mich grad bisschen an die frühen Versionen der Norton-Produkte. Die frassen (die heutige Situation kenn ich leider nicht) immer unendlich viel Ressourcen des PCs auf – unnötigerweise.
    Mein Paradebeispiel: ein relativ erfahrener User fragte mal mich und meinen Kollegen gleichzeitig, dass sein Computer langsam wäre… seeeehr langsam. Und früher wäre der schneller gewesen. Und beide antworteten unabhängig und gleichzeitig: hast du nen Norton Virenscanner installiert?
    Ja, war der Fall… Norton weg, sparsames Produkt drauf: „Hey Jungs, mein Compi rennt wieder! Wow!“
    Soviel dazu ;)

  2. Der Artikel ist zwar alt, spricht mir aber immer noch aus dem Herzen :D
    Softwareentwickler machen halt immer mal wieder Fehler. Sind schliesslich auch nur Menschen. Man sollte sich eher die Frage stellen, ob solche Programme überhaupt integriert werden müssen, oder ob das nicht von Informatiker anders geregelt werden kann. Java Developer sollten sich auch mal darum kümmern, das Java endlich flüssiger läuft. Ebenfalls kein Programm, was sich mit wenig Leistung zufrieden gibt.

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